Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Psychotest mit Sylt
Sie wer’n lachen, aber ich habe früher gerätselt, was das für ein Klecks ist auf manchen Autos. Bis mir klar wurde: Damit zeigen die Fahrer, dass sie Sylt kennen und schätzen. Die Nordseeinsel ist so ziemlich die einzige Gebietskörperschaft, die mit ihrem markanten Grundriss wirbt – nicht selten auf Wagen der gehobenen Klasse.
Zur Oberklasse der Landkreise gehört Erlangen-Höchstadt, 1972 gegründet und wie Eckental dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum feiernd. Der Entstehungsgeschichte ist auch die außergewöhnliche Form geschuldet: Weil sich die Fläche um die Stadt Erlangen herumlegt wie ein Reisenackenkissen um den Hals, ist der Umriss mindestens genauso markant wie der von Sylt.
Vor 100 Jahren entwickelte der Schweizer Psychiater Hermann Rorschach den Formdeuteversuch, auch Tintenkleckstest oder Rorschachtest genannt. Dabei sollen Testpersonen sagen, was sie sich Gegenständliches beim Anblick von Tintenklecksen vorstellen.
Machen wir den Rorschach-Test mit kommunalen Landkarten, braucht man sehr viel Phantasie, um überhaupt etwas zu deuten. Bei Eckental könnte ich mir ein Schnitzel vorstellen, bei Kalchreuth ein kleines Männchen, das tanzend ein Lasso schwingt. Bei Heroldsberg den Jedi-Meister Yoda aus Star Wars und bei Igensdorf einen Elefanten, dem ein Ohr davonfliegt. Bei Sylt vielleicht eher eine derangierte Ballerina.
Bei Erlangen-Höchstadt aber sieht jeder sofort: Hier handelt es sich eindeutig um einen Bären (Westen), der mit den Armen rudernd nach hinten taumelt, während ihm ein Pudel (Osten) in den Fuß beißt.
Da sollen die Psychoanalytiker jetzt denken, was sie wollen. Es wird höchste Zeit, von Erlangen-Höchstadt solche Umriss-Aufkleber wie die von Sylt auf die Autos zu kleben. Wo ist die Schere?
Ihr Gloss‘n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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