Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Adieu, Mademoiselle
Sie wer’n lachen, aber um ein Haar hätte es im Markt Eckental und im Landkreis Erlangen-Höchstadt noch Fräulein gegeben. Zwar galt seit 1955 für Bundesbehörden ein Erlass, wonach eine unverheiratete Frau im amtlichen Verkehr als „Frau” zu bezeichnen sei – aber nur, wenn sie diesen Wunsch erkennbar und aktiv äußert. Am 16. Januar 1972 verschwand dann das „Fräulein” durch einen neuen Erlass vollständig aus dem Amtsdeutsch. Als der Markt Eckental und der Landkreis Erlangen-Höchstadt zur Welt kamen, gab es offiziell schon kein Fräulein mehr.
„Schönes Fräulein, darf ich wagen, Arm und Geleit ihr anzutragen?” fragt Dr. Faust in Goethes gleichnamiger Tragödie. „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn” antwortet die junge Margarete selbstbewusst. Trotzdem geht die Sache nicht gut für sie aus, weil dunkle Mächte im Spiel sind. Aber das ist ein anderes Thema.
200 Jahre später das Fräulein im Privaten noch zu verwenden, kann galant wirken, doch oft auch in die Hosen gehen. Und: Welcher unverheiratete Mann würde sich gerne als Männlein ansprechen lassen?
Andererseits sind die Franzosen nicht ganz so verbissen. „Mademoiselle” sagt man immer noch zu jugendlichen Damen, erst 2012 wurde die Mademoiselle als Anrede im amtlichen Sprachgebrauch durch die Madame ersetzt. Und die Italiener verwenden „Signorina” angeblich nach wie vor als Kompliment – aber auch damit gerät man schnell auf ganz glattes Eis.
„Buona sera, signorina, buona sera” ist ein uralter Evergreen, aber noch immer schön. Genau wie Miss Marple, eine unverheiratete Romanheldin reifen Alters.
Am schönsten ist es, wenn man als vor 1972 Geborener und Letzter in der Impfschlange ansteht und vom Empfangsschalter mithört: „Jetzt können Sie sich hinter dem jungen Mann da einreihen.”
Ihr Gloss’n Hänschen
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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