Der Gloss'n HANS MACHT SICH Gedanken
Werbung und Wahrheit
Sie wer’n lachen, aber ich lasse mich nicht gerne belügen. Egal ob von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen oder von Unternehmen.Schon am 14. Juni habe ich mich an dieser Stelle geärgert, dass ein Raststättentoilettenbetreiber behauptet, er verzichte auf Papierhandtücher aus Umweltgründen. Dabei ist offensichtlich, dass er dadurch vor allem Geld spart.
Aktuell verkündete ein sehr großer Einzelhandelskonzern, dass er seit 1. Juli 2023 auf gedruckte Prospekte verzichtet. Das habe, hieß es, „vor allem Nachhaltigkeitsgründe“. Der Verzicht auf die 25 Millionen Prospekte wöchentlich spare jährlich 73.000 Tonnen Papier und 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie. Man wolle die Kunden künftig über eine App, per WhatsApp oder im Newsletter erreichen.
Das will die Initiative „Two Sides“ nicht unkommentiert stehen lassen. Es sei ein Irrglaube, dass ein digitales Äquivalent zur Papierkommunikation keine Umweltauswirkungen habe. Schon die genannte Menge des „verbrauchten“ Wassers sei nicht korrekt. 87,3 % des in der europäischen Papierindustrie verwendeten Wassers stammen aus Oberflächengewässern, davon würden rund 90 % nach Aufbereitung wieder zurückgeführt.
Der Anteil digitaler Technologien an den globalen Treibhausgasemissionen habe sich zwischen 2013 und 2019 um die Hälfte erhöht auf 3,7% der globalen Emissionen erhöht im Vergleich zu 0,8 % der Papier- und Druckerzeugnisse. Der Energieverbrauch digitaler Technologien steige jährlich um 9%.Freilich ist „Two Sides“ ein Interessenverband der grafischen Industrie. Aber immerhin einer, der sich ausdrücklich und erkennbar als solcher zeigt und mit offenen Karten spielt.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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