Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken
Ohrenleiden

- hochgeladen von Gloss'n Hans
Sie wer’n lachen, aber ich höre noch Radio. Nicht nur Podcasts und Playlists, sondern richtigen Hörfunk, wo man hört, was grad gesendet wird. Beim Radiohören kann man die Welt um sich im Blick behalten (oder den Verkehr) und wichtige Tätigkeiten verrichten. Und ausschalten, ohne sich im Social-Media-Zeitloch zu verzetteln und Lebenszeit zu opfern.
Zwischendurch kommt mal Werbung, und auch die ist für Medienfritzen interessant – nicht nur inhaltlich, sondern im Hinblick auf den Tonfall. Man weiß ja, dass Sprecherinnen und Sprecher sorgfältig ausgewählt werden, um Charaktere und soziale Gruppen darzustellen und anzusprechen.
Immer öfter irritieren mich da quäkende Gören, die nicht für Jugendbelange werben, sondern für Discounter. Die sollen wohl frisch und jung klingen und sich abheben von Althergebrachtem. Doch vor dem geistigen Auge steht da eine, deutlich vor der eigenen Familiengründung, die sich trotzig vor der Kasse den Hoodie mit Gummibärchen vollstopft. Das klingt nicht nach wirtschaftlicher Verantwortung für einen Haushalt, sondern nach halbwüchsigen Ausbrecherinnen, die in Roadmovies rebellierend nach sich selbst suchen. Sprechen junge Frauen in Metropolen heute so: „…lohnt sääääch” statt „…lohnt sich”?
Männerstimmen in der Werbung kannte man meist tief und souverän, oder rauh und erfahren. Heute klingen sie immer öfter irgendwie lieblicher. Das ist okay. Aber wenn man mir Entscheidungen nahelegt, erwarte ich Seriosität. Nicht nur in der Werbung, sondern auch in der Politik.
Hört man O-Ton des amerikanischen Grönlanderoberers, klingt das oft nicht nach verantwortungsbewusstem Staatenlenker, sondern nach durchgeknalltem James-Bond-Bösewicht. Gut, dass ich hier nicht sprechen, sondern nur schreiben muss.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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