Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Mit Müh‘ und Not
Sie wer’n lachen, aber manchmal geht’s mir wie Goethe. Ich will mich nicht beklagen und den Gang meines Lebens nicht schelten, aber manchmal fühlt es sich so an, wie es das Genie einst im reifen Alter einem Bekannten anvertraut hat:
"Man hat mich immer als einen vom Glück besonders Begünstigten gepriesen, auch will ich mich nicht beklagen und den Gang meines Lebens nicht schelten. Allein im Grunde ist es nichts als Mühe und Arbeit gewesen, und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen fünfundsiebzig Jahren keine vier Wochen eigentliches Behagen gehabt. Es war das ewige Wälzen eines Steines, der immer von neuem gehoben sein wollte (…) Der Ansprüche an meine Tätigkeit, sowohl von außen als innen, waren zu viele."
O weh – vier Wochen von 3.900 – das sind nur 0,1 Prozent oder ein Promille. Kein guter Schnitt. Dabei hat uns der bedeutendste Schöpfer deutschsprachiger Dichtung nicht nur diese, sondern auch Zeichnungen und eine Farbenlehre hinterlassen sowie die grundlegenden Menschheitsfragen schon mal durchdacht und behandelt.
Das ewige Wälzen eines Steines, immer von Neuem, und viele Ansprüche an meine Tätigkeit, sowohl von außen als innen – kommt Ihnen das auch so bekannt vor?Vor 75 Jahren hatte unser Land mit Müh’ und Not den Hungerwinter 1946/47 hinter sich und den Marshallplan vor sich. Vor drei Jahren fühlte man sich satt und sicher, dann kam Corona, Krieg und Energieknappheit. Die Klimakrise bewältigen wir nur miteinander, nicht gegeneinander.
Auch wenn ich nicht so gut dichten und denken kann wie der Goethes Hans: Das mit dem Glück und der Behaglichkeit kriegen wir doch besser hin als er! Zumindest für ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2023.
Wünscht uns und Ihnen:
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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