Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Können Sie sich ausweisen?
Sie wer’n lachen, aber ich bin zeitlebens auf der Suche. Nicht nach dem Sinn des Lebens, sondern nach dem Impfausweis. Das Dokument lässt sich keinem Ordner eindeutig zuordnen. Man hat es bisher selten gebraucht, und wenn doch, ging die Sucherei los.
Noch nie wurde so viel über den Impfpass diskutiert wie jetzt, da er die Corona-Impfung dokumentieren und zur Eintrittskarte für wieder erlangte Freiheiten werden soll. Auf Twitter wusste vor zwei Wochen auch der Böhmermanns Jan etwas dazu zu sagen: „Lieber Jens Spahn, muss ich, wenn ich vollständig geimpft bin, immer 24/7 den gelben Impflappen von 1983 in meiner Arschtasche dabei haben oder gibt‘s da bald mal ne App für?“
Haha. Die Häme des hippen Satirikers hat einen bitteren Beigeschmack. Ich bin zwar froh über praktische Apps, aber die Überheblichkeit von Digitalisierungsfans nervt manchmal. Auch wenn manche Leute Papier für ewig gestrig halten und am liebsten auch auf dem Klo durch eine App ersetzen würden, wenn‘s eine gäbe: So ein echtes Dokument hat auch seine Vorteile.
Mit neuen Apps haben nicht nur Senioren ohne Smartphone Probleme, sondern auch zeitgemäße Nutzer, die jedoch nicht ständig allerneueste Soft- und Hardware anschaffen. Ich will mich bei wichtigen Lebensfragen auch nicht auf den Rapper Smudo verlassen müssen. Hoffentlich erweisen sich die 5,5 Mio. Euro an Steuergeldern, die Bayern alleine für die Lizenz der Luca-App zahlt, nicht irgendwann als Fehlinvestition.
Ich weiß auch, dass die Frage „was, wenn mal der Strom ausfällt“ eine ewig gestrige ist und wir in diesem unwahrscheinlichen Fall noch ganz andere Probleme hätten als die nach der Impfpass-App. Aber es wäre gut zu wissen, dass da noch dieses papierne Dokument ist, irgendwo in einem Ordner.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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