Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Erdbeer-Hans allein zuhaus’
Sie wer’n lachen, aber neulich habe ich die Freiheit erschmeckt. Und zwar mit frischen Erdbeeren. Unterwegs mit dem Rad, hatte ich den Erdbeerduft schon von weitem riechen können, lange bevor das Feld in Sichtweite war. Gleich danach hab ich beim Bauernhof zwei Schälchen gekauft, heimgetragen und mich (allein zuhaus’!) dem maßlosen Genuss hingegeben.
Denn seit ich denken kann, höre ich beim Naschen frischer Erdbeeren in der Küche: Etz hörst aber auf, sonst langt‘s ned für‘n Kuchen (oder auch fürs Marmeladekochen). Zunächst von der Mutter, dann von der Ehefrau. Sogar beim Selberpflücken am Feld wurde gemahnt, mehr ins Töpfchen zu pflücken und weniger ins Kröpfchen.
Erdbeeren sind wie andere Lebensmittel nur begrenzt haltbar. Seit Wochen wird von den Bemühungen eines Nürnberger Paters berichtet, sich öffentlichkeitswirksam beim "Containern" erwischen zu lassen. In Kommentaren wird man nicht müde, die aktuelle Gesetzgebung lächerlich zu machen. Ich finde, die Entrüsteten machen es sich zu leicht.
Sie wollen das Eindringen auf Privatgrund erlaubt sehen, wenn man dabei Lebensmittel "holt", die aus Haltbarkeitsgründen entsorgt werden sollen. Aber nur beim "bösen" Handel. Oder darf ich dann auch bei der Tafel einbrechen, wenn dort Restmengen anfallen? Oder beim Nachbarn, wenn er offensichtlich zuviel eingekauft hat?
Viele Handelsunternehmen versuchen Verschwendung zu vermeiden durch die geordnete Abgabe an gemeinnützige Organisationen. Wenn sie vorher, abends oder vor Wochenenden, Lücken im Regal zulassen, werden sie von den gleichen Verbrauchern geschmäht, die "Verschwendung" anprangern. Für vorbildlich halte ich nicht das nächtliche Einbrechen, sondern tagsüber die ehrenamtliche Arbeit bei Organisationen wie die den Tafeln für sinnvolles Verwerten.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.