Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Du darfst Sie zu mir sagen
Sie wer’n lachen, aber heute will ich Ihnen mal das Du anbiedern. Es gab ja Zeiten, da hatten Kinder und Jugendliche ihre eigenen Eltern zu siezen, zumindest in gehobenen Kreisen. Dann kamen Zeiten, in denen Lehrer ihre Schüler ab der Oberstufe plötzlich nicht mehr duzen sollten. Dann fragten die Schweden „Wohnst Du noch…“ und seither geht alles drunter und drüber.
Im Internet werden eh alle geduzt. Wobei es Jugendliche geben soll, die es schätzen, wenn man ihnen mit „Sie“ Respekt und Wertschätzung entgegenbringt.
Diese Möglichkeit nimmt man sich, wenn im Web das Du verpflichtender Standard ist. Ich finde auch, zu jedem Attribut gehört das passende Personalpronomen. „Du Depp“ und „Sie Idiot“ passt besser als umgekehrt. „Sie Held“ klingt ehrlicher als „Du Held, du“.
Sogar die bayerische Staatsregierung spricht jetzt auch auf twitter, facebook und instagram die Menschen an wie Kumpels oder Kinder: „Heute lernt Ihr unseren Kollegen aus dem Bayerischen Innenministerium kennen“, sagen der Hermanns Joachim (unter #Corona-#Katastrophenfall!) und „Denkt dran, Abstand halten (…) Geht verantwortungsvoll mit der Ausnahmesituation um“ die Humls Melanie unter (#bayerngemeinsam). Hier kommt die Maus. Oder wie auf‘m Dorf, aber das Internet macht ja auch die Welt zum Dorf.
Wo Hashtag dransteht, steckt Du drin. Mir soll‘s Recht sein. Aber dann auch immer gleich Filmchen anstelle von Texten? Filme schnell querschauen ist langwieriger und anstrengender als Texte querlesen, finde ich.
Ob das Durchlesen von Texten irgendwann so wirkt wie das Siezen von Eltern?
Euer Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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