Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken
Die kleine Hausmusik

- hochgeladen von Gloss'n Hans
Sie wer’n lachen, aber nicht nur Kleider machen Leute, sondern auch Häuser. My home is my castle. Und nicht nur das: Häuser machen auch Geräusche.
Ein Bekannter hat mir jetzt von sinnlichen Erlebnissen in seinem Zuhause erzählt. Geplagt von einer hartnäckigen Erkältung gönnte er sich ein heißes Wannenbad. Nur aus therapeutischen Gründen, denn zur Körperpflege würde er selbstverständlich nur so kurz und kalt wie möglich duschen.
Bald wurde es ruhig um unseren Badenden, der allein im Haus war. Größtenteils eingetaucht in wonnige Fluten und völlige Stille begann er Dinge wahrzunehmen, die er im Alltag nie hört. Das Haus veranstaltete ein Konzert. Und zwar mit verschiedensten Techniken und Stilen, denn das Gebäude, erzählte er, sei nicht nur kurios unterteilt, sondern über lange Zeit von verschiedensten Materialien und Techniken geprägt, immerhin sei die Reihe der Besitzer bis 1614 zurückzuverfolgen.
Zur Ouvertüre trippelte der Regen sanft aufs Dachfenster. Bald unterbrach das Gebälk energisch den Rhythmus: Hier ein Tick, dort ein Tock, stereo aus jeder Richtung. Zwischendurch setzte der Küchenkühlschrank ein mit einem ab- und anschwellenden Rrrrroooaaarrr. Unvermittelt hob der Heizkessel zum Solo an: Wumms-wuhuhuhuuu. Aus dem Hintergrund meldete sich der Kachelofen mit einem geheimnisvollen Knick-Knack. Den gurgelnden Ausklang intonierte der Abfluss.
Moderne Häuser machen natürlich ganz andere Geräusche. Sie sprechen die Bewohner an oder schicken ihnen Nachrichten aufs Handy. Eigentlich haben sie keine Bewohner, sondern Benutzer, mit Accounts, Servereinstellungen, Passwörtern und individuellen Playlists. Das ist praktisch, wer’s kennt, will’s nicht mehr missen. Romantisch ist es nicht – aber sicher auch manchmal spannend.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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