Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken
Das Ende der Evolution?
Sie wer’n lachen, aber die grafische Darstellung der menschlichen Evolution muss überarbeitet werden. Jeder kennt solche Zeichnungen, angelehnt an die Illustration „The March of Progress” oder „The Road to Homo Sapiens” von Rudolph Zallinger, erschienen 1965. Sie zeigt 25 Millionen Jahre physischer Entwicklung von der Körperhaltung der Affen bis zum Menschen mit aufrechtem Gang und wurde unzählige Male zitiert.
Nachdem unsere Vorfahren von den Bäumen herabgestiegen waren, richteten sie sich nach und nach auf zwei Beinen auf. Das brachte verschiedene Vorteile. Man konnte nicht nur weiter über die Savanne blicken, sondern die vorderen Gliedmaßen besser und kraftvoller für Arbeiten und für kämpferische Auseinandersetzungen mit Tieren und Artgenossen einsetzen. Ich fürchte, man muss der rechten, aufrechten Figur in der Zeichnung eine weitere hinzufügen, wenn nicht sogar zwei.
Wenn Touristen um eine Ecke oder durch ein Tor kommen und einer Sehenswürdigkeit ansichtig werden, könnten sie sich diese anschauen. Dafür sind sie ja angereist. Tun sie aber nicht. Statt dessen drücken fast alle den Rücken durch und halten sofort das Handy vor die Nase, den Blick starr aufs Display, um zu fotografieren oder zu filmen. Diese Szenerie in touristischen Städten, wenn Menschenschlangen mit dem Smartphone vor dem Gesicht durch Gassen, Burgen und Kirchen tappen, wirkt grotesk bis unheimlich. Würden die am Heimweg ihr Handy verlieren, hätten sie keine Erinnerung mehr, wo sie überhaupt waren.
Die zweite neue Körperhaltung ist die über das Smartphone gebeugte. Sie ist der des Affen ähnlicher als die mit dem aufrechten Gang. Mit der Evolution wurde beim Menschen auch das Gehirn größer und leistungsfähiger. Ich bin mir nicht sicher, ob sich diese Entwicklung wieder umkehrt.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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