Ehrung für 40-jährige phänologische Beobachtungstätigkeit
Klaus Zeuch erhält Bundesverdienstmedaille
Seit 1980 notiert und erfasst Klaus Zeuch aus Eschenau im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Veränderungen in der Pflanzenwelt im Raum Eschenau. Für dieses langjährige ehrenamtliche Engagement hat er nun die Bundesverdienstmedaille des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. „Als ich die Unterschrift von Bundespräsident Walter Steinmeier auf der Urkunde gesehen habe, ist mir das alles erst so bewusst geworden“, erzählt der 82-jährige Eschenauer.
Die Medaille, eine Urkunde und ein Geschenkkorb kamen im Mai per Post zu ihm nach Hause. Eigentlich war für die Übergabe eine kleine Feier im Rathaus geplant. „Ich hab mich schon gefreut“, erklärt Zeuch. Schon im Februar hätte ein Umtrunk mit seiner Familie und Bürgermeisterin Ilse Dölle stattfinden sollen. Aufgrund von Corona musste aber alles abgesagt werden. Da auch noch keine Besserung in Aussicht war, entschied sich Zeuch dafür, seine Urkunde und die Medaille auf dem Postweg in Empfang zu nehmen.
Über 200 Fragen
Seit nun mehr als 40 Jahren ist Zeuch als phänologischer Beobachter im Raum Eckental aktiv. Phänologische Beobachter zeichnen regelmäßig die Entwicklungsphasen von wildwachsenden und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und Obstgehölzen. Denn die Phänologie ist die Lehre vom Einfluss der Witterung und des Klimas auf den jahreszeitlichen Entwicklungsgang der Pflanzen.
Einen Fragebogen mit über 200 Fragen füllt er über das Jahr hinweg aus und schickt ihn im Dezember an den DWD. Von insgesamt 49 verschiedenen Pflanzensorten werden Daten wie Beginn des Austriebs, Beginn der Blüte, Zeitpunkt der ersten reifen Früchte oder der Zeitpunkt des ersten Laubfalls abgefragt. „Dabei ist es wichtig, dass man immer die gleiche Pflanze beobachtet“, so Zeuch. Jede Frage könne er aber nicht beantworten, erklärt er. Einige Sorten, wie beispielsweise Wein, kommen in unserer Region einfach nicht vor, so der 82-Jährige weiter.
Besonders zeitaufwändig ist die Aufgabe für ihn nicht, erklärt der Beobachter, „Ich gehe mit anderen Augen aus dem Haus“. Bei Spaziergängen, Fahrradtouren oder sogar dem Einkaufen beobachtet er die Umwelt. „Ich weiß genau worauf ich achten muss“. Viele der Pflanzen, deren Daten abgefragt werden, hat er ohnehin im eigenen Garten stehen, weshalb ihm das Beobachten noch leichter fällt.
DWD wertet Daten aus
„Ich bin nur der Datensammler“, erklärt Zeuch. Die statistische Auswertung der Daten übernimmt komplett der DWD. Die Daten, die unter anderem in Eschenau gesammelt werden, dienen als Grundlage für die Planung wichtiger Investitionen in Landwirtschaft und Gartenbau, wie beispielsweise Beregnungsanlagen.
Außerdem sind die Daten wichtige Zeitgeber in meteorologischen und landwirtschaftlichen Modellen für die Berechnung des Gefahrenpotentials von Pilzkrankheiten und Schädlingen oder für die Ertragsprognose. Sie finden Eingang in die regionale, pflanzenbauliche und agrarmeteorologische Beratung des DWD, der die phänologischen Daten mit den Klimadaten verknüpft. Dieser Service des DWD ermöglicht es Landwirten die Feldarbeiten gezielter und umweltgerechter durchzuführen. Damit sind die phänologischen Beobachtungen auch ein wichtiger Beitrag für die umweltschonende Erzeugung gesunder Nahrungsmittel.
Aber nicht nur die Landwirtschaft kann von den erhobenen Daten profitieren. Auch Bereiche wie der Fremdenverkehr, die Garten- und Landschaftspflege, die Imkereien und die Medizin nutzen diese Informationen zu ihrem Vorteil. Die für Allergiker so wichtige Pollenflugvorhersage wäre ohne phänologische Beobachtungen nicht möglich.
Naturverbundenheit, Einfühlungsvermögen und Idealismus
„Die phänologische Beobachtungstätigkeit erfordert besondere Eigenschaften, wie ein hohes Maß an Naturverbundenheit, Einfühlungsvermögen in die biologischen Prozesse, Idealismus und Pflichtgefühl. Der Phänologe muss für seine Tätigkeit besonderes Engagement mitbringen und die Beobachtungen ganzjährig, ohne Pause durchführen“, so Dr. Harald Maier, Leiter der Niederlassung Weihenstephan.
Die Verbundenheit zur Natur und sein Wissen über die Pflanzenwelt hat Zeuch von seinem Vater beigebracht bekommen. Als Kind war er sehr viel mit seinem Vater spazieren. Auf diesen Spaziergängen hat der Pädagoge seinem Kind alles beigebracht, was er wusste. „Als Kind nimmt man das automatisch auf“, so Zeuch. „Ich war schon immer an der Natur interessiert, deshalb hab ich mir gedacht, ich mach das jetzt mal“, erzählt der 82-Jährige und folgte so einem Aufruf in einer Zeitung, bei dem phänologische Beobachter gesucht wurden.
40 Jahre später beobachtet er noch immer die Pflanzenwelt in Eckental. Wie lange er noch als phänologischer Beobachter tätig sein will, dass weiß der 82-Jährige noch nicht. Er ist sich aber sicher: „Solange es die Gesundheit zulässt, mache ich weiter.“
Autor:Jennifer Müller aus Eckental |
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