Landwirte im wochenblatt-Land wollen informieren
Im Dialog mit der Landwirtschaft Folge 18

Landwirte stimmen sich ab, um einer Entfremdung zwischen Erzeugern und Verbrauchern mit fachlich fundierten Informationen entgegenzuwirken. Mit in der Runde: der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (2. von rechts), begleitet vom Igensdorfer Marktgemeinderat Edmund Ulm (4. von rechts). | Foto: U. Rahner
  • Landwirte stimmen sich ab, um einer Entfremdung zwischen Erzeugern und Verbrauchern mit fachlich fundierten Informationen entgegenzuwirken. Mit in der Runde: der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (2. von rechts), begleitet vom Igensdorfer Marktgemeinderat Edmund Ulm (4. von rechts).
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Einer zunehmenden Entfremdung zwischen den Erzeugern und den Konsumenten von Lebensmitteln will eine Gruppe heimischer Landwirte aus dem wochenblatt-Land mit fachlich fundierten Informationen entgegenwirken.
Viele Vollerwerbs-Landwirte wollen sich nicht abfinden mit Berichterstattung, die oft geprägt ist von einem Mangel an fachlichem Grundwissen. Sie stehen mit ihrer Arbeit immer in der Öffentlichkeit – und prägen durch die Bewirtschaftung der Kulturlandschaft das Lebensumfeld aller Menschen im wochenblatt-Land.

Jetzt ist das Winterfutter wichtig

Dass man im Winter kaum Landwirte auf den Feldern und Wiesen arbeiten sieht, heißt aber nicht, dass die Familien im Vollerwerb in diesen Monaten zuhause sitzen und ihre Maschinen reparieren. Die Nutztiere – und auch Biogasanlagen – müssen das ganze Jahr über umsorgt werden.
Professionelle Schweine- und Geflügelhalter gibt es zwar in der Region nur noch wenige, auch der Bestand an Rindern geht seit Jahren zurück. Alle Tiere – auch die, die im Sommer auf eine Weide gehen – sind jetzt auf das Winterfutter angewiesen, das bei der hier üblichen integrierten Landwirtschaft fast komplett aus eigenem Anbau stammt. Silage aus Gras und Mais sowie Heu- und Getreidevorräte, die im Sommer eingelagert wurden, müssen bis zur nächsten Ernte reichen. Gemolken und gefüttert wird ohnehin täglich, auch an Heiligabend und an allen Sonn- und Feiertagen – eine Selbstverständlichkeit, die Landwirte auch von Beschäftigten etwa im Gesundheitswesen unterscheidet, die zumindest einzelne Feiertage frei haben.

Hecken brauchen Pflege

Kaum eine Region ist so reich an Gehölzen wie die Fränkische Schweiz und ihre Ränder. Die vielen Hecken dürfen nur von Oktober bis Ende Februar gepflegt werden, sie sind auch wichtig für den Erosionsschutz. Wenn Hecken „auf Stock gesetzt“ werden, sieht das für Passanten oft erschreckend aus. Dies ist aber unerlässlich, damit die Hecke nicht verholzt, betont Stefan Schaffer. Durch den Rückschnitt werden die Heckengehölze verjüngt und treiben junge, kräftige Triebe aus. Für die Tier- und Pflanzenwelt bringt der Rückschnitt lebensnotwendiges Licht.

Bitte um Vorsicht bei Spaziergängen im Wald

Die traditionelle Winterarbeit für Landwirte ist die Waldarbeit. Dabei ist die Ernte aus den von früheren Generationen gepflanzten oder großgepflegten Beständen derzeit ein Draufzahlgeschäft, erklärt Johannes Rohlederer. Durch Borkenkäfer, Trockenheit und Hitze geschädigte Bäume müssen entfernt werden, auch wenn sie nicht dem Aufwand entsprechend zu vermarkten sind. Unabhängig von Schadholz ist aber das Entnehmen von Bäumen wichtig für den Lichteinfall und den natürlichen Aufwuchs. Verrottende Stämme würden übrigens ebenso viel CO2 freisetzen wie die Nutzung als Brennstoff.
Wohlwollend nehmen die Landwirte Umbau- und Verjüngungsaktionen durch Verbände oder Privatinitiativen wahr, auch wenn sie selbst diese Arbeit ohnehin Jahr für Jahr eher im Stillen leisten. Dieses Jahr hat einer mehr als 1.600 Buchen gepflanzt – in Abstimmung mit dem Förster, aber ohne ehrenamtliche Helfer. Geerntet werden die ausgewachsenen Bäume nicht mehr von ihnen, die Landwirte denken in Generationen – und sehen mit Sorge, dass die viel kritisierte Fichte wichtig für die Gewinnung von Bauholz war, das viele trockenheits- und hitzetoleranten Baumarten in dieser Qualität nicht liefern.
Wer derzeit im Wald spazieren gehen oder sich sportlich betätigen will, sollte Verständnis aufbringen für Einschränkungen durch Baumfällarbeiten oder Transporte. Diese Arbeiten machen die Landwirte nicht zum Vergnügen, sondern für die wirtschaftliche Existenzsicherung über Generationen hinweg und für den Erhalt des Waldes. Speziell die Entfernung von stehendem Totholz ist durch herabfallende Teile sehr gefährlich für Waldarbeiter und Passanten.

Informationsgespräch mit MdL Michael Hofmann

Beim jüngsten Gespräch war der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann mit in der Runde. Ihm erläuterten die Landwirte, wie sehr die geplanten pauschalen Einschränkungen der Düngeverordnung auch Familienbetriebe treffen, die in kleinstrukturierten Gebieten mit geringem Viehbestand ohnehin gewässerschonend arbeiten. So weisen individuelle Bilanzen der hiesigen Betriebe keine Überschreitungen aus, wie sie oft generell unterstellt werden. Sie betonen, dass die Auswirkungen der Verordnung aus 2017 auf das Grundwasser innerhalb von drei Sommern noch gar nicht seriös beurteilt werden können. Auch die Fachpresse greife Beispiele von Messstellen für Oberflächenwasser auf, die zeigen sollen, dass die maßgeblichen Messnetze weder repräsentativ noch wissenschaftlich fundiert sind.

Auffällig sei, dass in Regionen mit hohem Viehbestand und viel Grünland wie östliche Oberpfalz, Bayerischer Wald, Oberbayern oder Allgäu geringe Nitratbelastungen auftreten, die hohen Belastungen aber in Acker- und Weinbauregionen, wo kaum Vieh gehalten wird, erläutert Bernd Trummer anhand einer Landkarte mit „grünen“ und „roten“ Gebieten des Informationssystems Wasserwirtschaft.
Mit Daten zum Messnetz in der Region hatte sich Michael Hofmann vorbereitet. Die nächstgelegene Messstelle bei Weißenohe weist demnach mit 27 mg Nitrat je Liter nur etwa die Hälfte des Schwellenwertes auf. Auch an drei weitere Messstellen im Landkreis Forchheim sind die Nitratmesswerte überwiegend im grünen Bereich – lediglich im äußersten Westen sind sie etwas erhöht, was aber mit bereits geplanten Gegenmaßnahmen erfolgreich zu bekämpfen sein dürfte.
Er sehe auch, dass die Gesellschaft immer höhere Anforderungen speziell an die Landwirtschaft stellt, während Restriktionen, die auch Privathaushalte betreffen würden, weniger populär sind. So richte der Einsatz von Mineraldünger oder Pflanzenschutzmitteln im Privatgarten weit mehr Schaden an, als Privatleuten bewusst sei.“ Es müsse auch die Frage erlaubt sein, was der Gesellschaft die Leistungen der Bauern wert sind.
Wenn die Vorgaben noch schlimmer werden, dann schafft man den Aufwand nicht mehr, mahnt Stefan Schaffer, „es werden nicht mehr viele weitermachen“. Johannes Rohlederer hat sich die geplante Düngeverordnung genau angesehen: Die erfordere viele Stunden Einarbeitung am Schreibtisch, das sei neben der eigentlichen Arbeit nicht zu schaffen. „Ab 3.000 Hektar geht’s, da kann man jemand dafür einstellen“, entgegnet Thomas Härtel, allerdings liegt die durchschnittliche Betriebsgröße in Bayern unter 35 Hektar. Er kritisiert auch, dass durch Einschränkungen für Obstbestände viele Anlagen wertlos werden, was einer Enteignung und einem Berufsverbot für Obsterzeuger gleichkomme. Bei der Unterscheidung zwischen Streuobst und Erwerbsobst-Anlagen hatte sich der Landtagsabgeordnete 2019 für die Interessen der Bauern stark gemacht.
Einig war man sich über ob­szöne Auswüchse in den Lebensmittelmärkten: Vor Weihnachten hatten die Bauern gleichzeitig Schreiben von Molkereien sowie Handelswerbung im Briefkasten gefunden. Während Molkereien eine nicht vollkostendeckende Milchvergütung als überdurchschnittlich lobten, wurden in Sonderangeboten Milchprodukte mit teilweise 50 Prozent Abschlag angepriesen – zu Preisen also, die mit seriöser Kostenkalkulation unmöglich zu erzielen sind, so die Erzeuger. „So fährt man die heimische Landwirtschaft, in der man auf 30 Jahre investieren muss, gegen die Wand“, stellte Max Merkl fest. Michael Hofmann stimmte zu, dass immer billigere Lebensmittel und immer kurzfristigere Vorgaben für die Bewirtschaftung die nötige Planungssicherheit gefährden und will das Gespräch bald fortsetzen.

Dialog mit der „Initiative Blühendes Igensdorf“

Ein wichtiges Anliegen ist den Landwirten der Dialog mit privaten Initiativen, die sich für Artenvielfalt engagieren. So bereitete man sich auch vor auf eine Einladung der Initiative Blühendes Igensdorf, die sich regelmäßig in Mittelrüsselbach trifft. Schließlich verfolge man im Grunde genommen ähnliche Ziele, auch wenn man sich bei der praktischen Umsetzung und den Dimensionen von Maßnahmen nicht immer einig ist. Vom Austausch der Sichtweisen können dabei alle nur profitieren, betonen die Landwirte.

Anregungen und Fragen aus der Leserschaft sind immer willkommen, werden gesammelt und weitergegeben und (falls gewünscht öffentlich) beantwortet. Wer eine Frage an unsere Bauern hat, schreibt bitte mit dem Stichwort „Dialog mit der Landwirtschaft“ eine Mail an: wochenblatt@novum.de

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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