Was Sie wissen müssen
Corona-Impfung in der Hausarztpraxis

Dr. Marc Fischer impft jede Woche zahlreiche Menschen gegen das Cronavirus. Bis zu 50 Menschen jede Woche bekommen aktuell ihre Impfung in der Praxis Dres. Fischer in Brand.   | Foto: privat
  • Dr. Marc Fischer impft jede Woche zahlreiche Menschen gegen das Cronavirus. Bis zu 50 Menschen jede Woche bekommen aktuell ihre Impfung in der Praxis Dres. Fischer in Brand.
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Die Impfgeschwindigkeit nimmt weiter Fahrt auf. In der ersten März-Woche wurden in Erlangen-Höchstadt und Erlangen noch 5.642 Impfungen durchgeführt, in der ersten Mai-Woche waren es bereits 17.959 – etwa dreimal so viel.

Bayernweit hatten bis Samstag Impfzentren, Ärzte und Krankenhäuser bereits mehr als 5 Mio. Impfungen in Bayern verabreicht, davon über 4 Mio. Erstimpfungen. Seit Anfang April tragen auch die Hausarztpraxen ihren Teil dazu bei.

Auch die Arztpraxen haben Wartelisten

Wie man als Patient möglichst schnell zu einer Impfung kommt, lässt sich nicht pauschal beantworten. In der Regel führen die Praxen Wartelisten und bieten einen Termin an, sobald Impfstoff verfügbar ist. „Melden Sie sich ruhig bei ihrer Hausarztpraxis und lassen Sie sich auf die Listen schreiben“, rät Prof. Dr. med. Thomas Kühlein, Allgemeinmediziner und Ärztlicher Leiter des MVZ Eckental.

Wer auf so einer Liste steht, aber zwischenzeitlich im Impfzentrum an die Reihe kommt, sollte die Praxis informieren und sich wieder streichen lassen, um dem Personal die Arbeit zu erleichtern. „Eine Mitarbeiterin bei uns ist zwei Drittel des Tages damit beschäftigt, nur wegen Impfterminen zu telefonieren“, erklärt Dr. Marc Fischer, Arzt in der Praxis Dres. Fischer in Brand. Das gleiche gilt aber auch umgekehrt: Wer bereits in einer Hausarztpraxis geimpft wurde, sollte im Registrierungsportal des Bayerischen Impfzentrums seinen Account löschen.

Wann werde ich endlich geimpft?

Aktuell werden in den meisten Praxen noch Menschen der Prioritätsgruppe 1 und 2 geimpft. Obwohl die Impfzentren schon bei der Gruppe 3 angelangt sind, melden sich in den Praxen noch immer Personen über 70 oder mit bestimmten erhöhten Risiken. „Manche haben Angst, ins Impfzentrum zu gehen“, erklärt Dr. Marc Fischer, weil ihnen dort die persönliche ärztliche Beratung fehle. Andere waren länger anderweitig erkrankt oder in stationärer Behandlung, hatten keinen Internetzugang oder haben sich nachträglich doch für eine Impfung entschieden.

Bei der Reihenfolge orientiert man sich im MVZ und in der Praxis Dres. Fischer an der von der Regierung vorgegebenen Priorisierung – allerdings nicht so strikt wie in den Impfzentren. Hausärzte können flexibler und individueller auf die Bedürfnisse ihrer Patienten eingehen. „Wir Hausärzte sind keine Beamten. Wir entscheiden nicht blind nach vorgegebenen Kriterien“, erklärt Dr. Kühlein. „Es geht nicht darum, stur nach der Priorisierung vorzugehen“, meint auch Dr. Gerd Fischer. Durch die Nähe zu den Patienten können die Ärzte besser entscheiden, wer mit erhöhter Dringlichkeit eine Impfung erhalten sollte, da sie den Hintergrund ihrer Patienten kennen.

Solange nicht genug Impfstoff vorhanden ist, muss aber priorisiert werden – da sind sich die Ärzte einig. „Es steht und fällt mit der Verfügbarkeit des Impfstoffes“, erklärt Dr. Gerd Fischer. Eigentlich soll die Priorisierung offiziell zum 15. Juni aufgehoben werden. „Wir werden sehen, wann es wirklich so weit sein wird“ ist sein Kollege Dr. Marc Fischer noch skeptisch.

Sobald genug Impfstoff zur Verfügung steht, sollen sich alle impfen lassen können, die es möchten. Dann könnten in der Praxis Dres. Fischer bis zu 70 Menschen jede Woche eine Impfung erhalten. Dabei ist zu beachten, dass die Impfung aufgrund der erweiterten Aufklärung und Nachbeobachtungszeit komplizierter ist, als eine normale Impfung. „Der Anmledeprozess ist dann der gleiche wie bei jeder anderen Impfung“, erklären die Dres. Fischer. Die Patienten rufen in den Praxen an und vereinbaren gleich einen festen Termin.

Das Team der Praxis Dres. Fischer selbst, welches aufgrund ihrer beruflichen Situation und dem Kontakt mit infizierten Patienten in die Prioritätsgruppe 1 eingeteilt wurde, wurde bereits geimpft. Die letzten haben ihre 2. Impfung vergangene Woche erhalten. Dabei haben Sie alle verfügbaren Impfstoffe (Biontech/Pfizer, Astra und Moderna) bekommen. Das Team des MVZ wurden als Mitarbeiter des Universitätsklinikums im dortigen Impfzentrum im Februar mit Biontech/Pfizer geimpft.

Kein Einfluss auf Menge und Marke des Impfstoffes

Wie viel und welchen Impfstoff die Arztpraxen bekommen, entscheidet sich immer Ende der Woche. Verimpft werden derzeit die Präparate von BioNTech/Pfizer und AstraZeneca. Bis Dienstag haben die Praxen Zeit, ihre Bestellungen bei den Apotheken aufzugeben. Wie viel Impfstoff sie dann wirklich bekommen und welchen, wird am Ende der Woche mitgeteilt, die Lieferungen erfolge dann ab Montag.

Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer muss aufgetaut und verdünnt werden. Er ist vor der Verdünnung fünf Tage im Kühlschrank haltbar. Der Impfstoff von AstraZeneca ist im Kühlschrank 6 unangebrochen sogar sechs Monate haltbar. Ein Fläschchen Biontech/Pfizer enthält sechs Impfdosen, ein Fläschchen Astra zehn.

Mittlerweile erhalten die Praxen zwischen 40 und 50 Impfdosen pro Woche, Anfang April war die Menge mit beispielsweise 12 beim MVZ noch sehr gering. „Wir sind guter Dinge, dass es mehr wird“, ist Dr. Kühlein zuversichtlich. Im MVZ wurden bis Anfang Mai etwa 100 Impfdosen verabreicht, in der Praxis Dres. Fischer waren es um die 90.

Der Impfstoff von AstraZeneca wird in den Praxen genauso verimpft wie der von BioNTech/Pfizer. „Es ist kein schlechter Impfstoff“, sagt Dr. Gerd Fischer. „Ich sehe keine Probleme, ihn auch jüngeren Patienten zu verabreichen“ erklärt auch Dr. Kühlein. Durch mediale Aufregung und das anfängliche „Hin und Her“ sei der Impfstoff zu Unrecht in Verruf geraten, erklären die Ärzte. Sie verabreichen ihn jedem, der ihn möchte.

Keine Panik bei Impfreaktionen

Besondere Vorbereitungen müssen vor einer Corona-Impfung nicht getroffen werden. Wie bei jeder anderen Impfung sollte man auf exzessive körperliche Aktivitäten verzichten sowie zwei Wochen vorher und nachher keine andere Impfung vornehmen. Allerdings ist es wichtig, über bekannte Allergien gegen Zusatzstoffe wie Eiweiße und Stabilisatoren oder bestimmte Wirkstoffe und Medikamente vorab den Arzt zu informieren.

Impfreaktionen wie Schmerzen im Impfarm, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Übelkeit sind typisch für eine Impfung – nicht nur bei COVID-19, erklären die Dres. Fischer. Die Symptome können zwei bis vier Tage lang anhalten. Erst wenn sie länger dauern, raten sie dazu, den Hausarzt aufsuchen. Insbesondere bei Kopfschmerzen kurz nach einer Impfung mit AstraZeneca sollte man nicht gleich in Panik geraten und an eine Hirnvenenthrombose denken. „ Kopfschmerzen, die mit einer Thrombose in Zusammenhang stehen könnten, treten frühestens nach fünf Tagen auf „, erklärt Dr. Marc Fischer. Wer länger als fünf Tage Kopfschmerzen hat oder nach fünf Tagen erst Kopfschmerzen bekommt, sollte den Hausarzt aufsuchen, rät der Mediziner.

Mit Impfungen zurück in die Normalität

„Es gibt in der Medizin keine wirksamere Prävention als eine Impfung. Daher empfehle ich allen – sobald der Impfstoff in ausreichender Menge da ist – diese Chance zu nutzen. Das ist auch ein zentraler Baustein hin zu mehr Normalität“ beteuert der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Einer der wichtigsten Wege heraus aus der Pandemie ist und bleibt also die Impfung. „Wir sind alle Teil dieses Impfkonzeptes“, sagt Dr. Marc Fischer. Er ist der Meinung, dass möglichst viele Ärzte in die Impfungen mit einbezogen werden müssen, damit es vorwärts geht. Auch Dr. Kühlein ist sich sicher: „Ich denke, das ist der Weg raus aus den ständigen Beschränkungen.“

Autor:

Jennifer Müller aus Eckental

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