LESERBRIEF
Nur auf schlechtem Fuß erwischt oder digitaler Wahnsinn?
Normalerweise muss ich nicht so oft auf das Rathaus, eventuell mal eine Passverlängerung alle 10 Jahre.In meinem Fall kam ich am 28. Juni morgens um 8:15 Uhr am Rathaus an und fand zwei Damen Kaffee trinkend im Privatgespräch vor. Muss ja auch mal sein. Man wartet geduldig und wünscht als gut erzogener Bürger den Damen lächelnd einen guten Morgen.
Offenbar kam ich unpassend, denn einen guten Morgen hatte ich danach nicht mehr zu erwarten.
Mir wurde entgegengeblafft in einem völlig unangebrachten Tonfall, ob ich denn überhaupt einen Termin habe, denn ohne einen Termin gehe hier am Rathaus gar nichts mehr! Ich ließ mich von der schlechten Laune der Empfangsdame nicht anstecken und brachte freundlich mein Anliegen vor, ob ich hier denn überhaupt richtig sei und auf welchem Amt ich mich denn melden müsse und dass es hier um eine Führerscheinverlängerung C für die Freiwillige Feuerwehr in Eckental gehe. Die Empfangsdame mäßigte ihren Tonfall. Mir wurde dann ein Zettel in die Hand gedrückt, wo ich online einen Termin ausmachen oder wahlweise vier Personen anrufen kann zwecks Terminvergabe. Von den vier angegebenen Personen ist kein einziger an das Telefon gegangen. Macht ja nichts, ist ja Freitag, wo ein normal arbeitender Steuerzahler sich gerade kurz frei nimmt, um einen Dienstgang für die Feuerwehr durchzuführen, leider eben ohne Termin…
Scheinbar habe ich da seit meinem letzten Rathausbesuch vor Corona etwas verpasst. Welcher Rückschritt da im Rathaus Einzug gehalten hat, kann ich nicht sagen, offensichtlich nennt sich das Kind „Volldigitalisierung“. Nach meiner gemachten Erfahrung ist da von Bürgernähe leider nichts mehr zu spüren. Vom völlig unangebrachten Tonfall einer Empfangsdame einmal abgesehen, die vielleicht mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, ist dies kein gutes Aushängeschild für die Gemeinde Eckental, aber der Ton macht nun mal die Musik.Ich stelle mir gerade die Frage, ob ich beim nächsten Brandeinsatz nicht auch einfach die „Digitale Feuerwehr“ schicke, das scheint doch einiges einfacher zu machen, zumindest für mich als Feuerwehrler, nicht jedoch für die Betroffenen.
Nach erfolgter Internetrecherche muss ich für mein Anliegen aufs Landratsamt. Dort gibt es neben der digitalen Terminvergabe auch Termine, die im Wartebereich erfolgen. Es geht also auch noch anders. Es lebe die Digitalisierung und wohl dem, der einen PC zu Hause hat. Für mich war der Gang aufs Rathaus vergeudete Lebenszeit, da mir nicht einmal ansatzweise zumindest eine vernünftige Auskunft erteilt wurde. Es lebe die Digitalisierung – und Bürgernähe, wo bist Du?
Martin Keller, Eckental
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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