Insektenfreundliche Landschaftspflege
Moderne Doppelmesserbalken-Mahd
Auch nicht landwirtschaftlich genutzter Grund wie Ausgleichsflächen für Bebauung, Ersatzflächen, Straßenbegleitflächen und auch die sehr stark zunehmenden Blühflächen wird in der Regel mindestens zwei Mal jährlich gemäht, um Verbuschung und natürliche Sukzession aufzuhalten und den Charakter der Kulturlandschaft zu erhalten. Beim Mähen mit dem effizienten Kreiselmähwerk werden allerdings bis zu 60 Prozent der Insekten, die nicht rechtzeitig nach oben oder unten ausweichen, geschädigt, beim Mulchen sogar bis zu 100 Prozent.
Wesentlich schonender mit nur 10 Prozent ist die Mahd mit einem Messerbalken-Mähwerk. Das gemähte Gras fällt nur um und wird nicht verwirbelt, Insekten können entweder während der Mahd hochfliegen oder danach aus dem Schwad herauskrabbeln. Messerbalken waren vor Jahrzehnten üblicher Stand der Technik, wurden aber unwirtschaftlich und gelten als veraltet.
Landschaftspflegeverband setzt auf moderne Messerbalken
Inzwischen haben verschiedene Hersteller neue, leistungsfähige Doppelmesserbalken-Mähwerke entwickelt. Deshalb will der Landschaftspflegeverband die Mahd von Naturschutzflächen in den nächsten Jahren wo möglich auf Messerbalken umstellen.
Am 7. Oktober stellten Karin Klein-Schmidt vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V. und Landwirt Volker Maußner auf einer Fläche des Straßenbauamts Nürnberg in Brand ein solches insektenfreundliches Mähwerk vor. Maußner pflegt im Auftrag Flächen im östlichen Landkreis ERH, hat extra für die Naturschutzflächen knapp 5.000 Euro in ein solches insektenfreundliches Mähwerk investiert (wobei die Spanne bis 15.000 Euro und höher reicht) und ist begeistert vom ersten Einsatz. Das Mähwerk mit 2,40 Meter Schnittbreite ist wendig und daher gerade für die Mahd der strukturreichen Landschaftspflegeflächen, auch mit Obstbaumbestand, gut geeignet.
Landwirte nicht als Buhmänner: Naturschutz geht nur miteinander
Karin Klein-Schmidt will weitere Landwirte sowie Maschinenringe und auch kommunale Bauhöfe dazu anregen, auf die insektenfreundliche Mahd umzustellen. Diese wird im Vertragsnaturschutzprogramm besser honoriert als die Mahd mit Kreiselmähwerk, weil sie trotz neuer Technik zeitaufwändiger ist.
Birgit Herbst ist im Vorstand des Landschaftspflegeverbandes und erläuterte die Struktur und die Ziele des Vereins. Dieser setzt sich zu jeweils einem Drittel aus Vertretern aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutzverbänden zusammen und setzt seit Jahrzehnten erfolgreich auf den Dialog. Statt Landwirte als Buhmänner hinzustellen, werden praktikable und umsetzbare Lösungen gefunden: „Nur so funktioniert's“.
Das bestätigt Diplom-Biologin Karin Klein-Schmidt. Für die landwirtschaftliche Ernte sind zwar auch die modernen Doppelmesserbalken nicht ideal, für Naturschutzflächen aber sollten alle Beteiligten einen Umstieg prüfen – gerade jetzt, wenn die Investitionen für die Mäharbeiten 2021 getätigt werden.
Auch Johannes Staedtke vom Staatlichen Straßenbauamt Nürnberg bestätigte, dass die zu pflegenden Flächen zunehmen und immer mehr mit dem insektenschonenden Balken gemäht werde.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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