Museum und Fraunhofer durchleuchten Raumanzüge
Außerirdische Mode

Foto: Nick Veasey
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Das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in Feucht hat in Kooperation mit dem britischen Röntgenkünstler Nick Veasey und dem Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT in Fürth drei seiner Raumanzüge genauer unter die Lupe genommen.
Sie haben bereits Autos und Flugzeuge durchleuchtet. Nun haben sich die Experten vom Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT mit dem Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum zusammengetan und sich gemeinsam mit dem britischen Röntgenkünstler Nick Veasey das Innenleben von drei Raumanzügen vorgenommen.

Zusammengebracht hat die Partner dieses Projekts Dr. Charlotte Holzer. Sie arbeitet als Textilrestauratorrin am Deutschen Museum in München und kümmert sich seit Anfang 2023 in ihrer Freizeit im ehrenamtlichen Team des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums um die textilen Artefakte in der Sammlung des Museums und Archivs für Raumfahrtgeschichte in Feucht.

In den großen Fraunhofer-Röntgenanlagen in Fürth wurden ein Mark IV-Druckanzug aus den 1950er Jahren sowie zwei sowjetische Raumanzüge vom Typ Berkut und Sokol-K gescannt. Der Mark IV ist ein direkter Vorläufer der ersten amerikanischen Raumanzüge, die bei den Flügen des Mercury-Programms 1958 bis 1963 zum Einsatz kamen. Mit einem Anzug des Typs Berkut wagte Alexei Leonov 1965 als erster Mensch den Ausstieg aus seinem Raumschiff ins freie Weltall und Sokol-Anzüge sind (in weiterentwickelten Varianten) seit 1973 bis heute bei Flügen in russischen Sojus-Kapseln im Einsatz.
Herausgekommen sind spektakuläre Einblicke ins komplexe Innenleben der Anzüge, die dem Betrachter sonst verborgen bleiben. Zu erkennen sind u.a. eine Vielzahl von Kabel- und Schlauchverbindungen, die für die Lebenserhaltung erforderlich sind.Veasey wird die entstandenen Scans nun nachbearbeiten und zu Kunstwerken veredeln. Im Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum ist geplant, die Bilder zur Erklärung der Anzüge mithilfe eines interaktiven Displays in der Ausstellung zu nutzen.

100 Jahre „Die Rakete zu den Planetenräumen”

Die meisten Menschen verbinden den Beginn des Raumfahrtzeitalters heute mit medienwirksamen Ereignissen seit den 1950er Jahren wie Sputnik I, dem ersten Satelliten (1957), dem ersten Menschen im All Juri Gagarin (1961) und der ersten Mondlandung (1969). Doch diese Pioniertaten konnten nur stattfinden, weil in den Jahrzehnten vorher essenzielle theoretische Grundlagen geschaffen und praktische Vorarbeiten geleistet wurden.
Eines der bedeutendsten Grundlagenwerke erschien vor 100 Jahren, am 26. Juli 1923 im Münchener Oldenbourg-Verlag: Hermann Oberths „Die Rakete zu den Planetenräumen“. Prof. Dr. Ulrich Walter, ehemaliger Astronaut und Lehrstuhlinhaber für Raumfahrttechnik an der TU München, bestätigt: Die beiden Bücher ‚Die Rakete zu den Planetenräumen‘ 1923 und ‚Wege zur Raumschiffahrt‘ 1929 haben die Grundlagen für die moderne Raumfahrt geschaffen.“

Sonderausstellung bis 31. Oktober

Aus Anlass dieses Jahrestages hat das Museum und Archiv für Raumfahrtgeschichte in Oberths langjährigem Wohnort Feucht eine Sonderausstellung zu dem Buch und seiner Wirkung zusammengestellt, die von August bis 31. Oktober 2023 im Feuchter Pfinzingschloss zu sehen ist.Die Ausstellung ist wochentags zu den Dienstzeiten der Ämter im Pfinzingschloss (Pfinzingstraße 10) geöffnet: Montag bis Freitag 8.30 bis 12 Uhr, Dienstag 13 bis 15.30 Uhr und Donnerstag 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Führungen können vereinbart werden unter 09128-3502 oder per Mail an info@raumfahrtmuseum.de

Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in Feucht

Hermann Oberth (1894-1989) war einer der bedeutendsten Pioniere der Raumfahrt-Wissenschaften und der Raketentechnik. Als Gymnasialschüler in Hermannstadt (Siebenbürgen, Rumänien) hat er seine ersten Raketenpläne erarbeitet. Während seines Physikstudiums in München, Göttingen und Heidelberg verfasste er 1922 das Manuskript zu seinem Erstlingswerk „Die Rakete zu den Planetenräumen“. 1945 kam er nach Feucht bei Nürnberg, wo er nach Arbeiten in der Schweiz, in Italien und den USA in den Ruhestand ging.

Das 1971 gegründete Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum ist das deutsche Museum und Archiv für Raumfahrtgeschichte. Einen einzigartigen Schwerpunkt bildet dabei - ausgehend von den bahnbrechenden Leistungen Hermann Oberths - die frühe Raumfahrtgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die 2012 bis 2014 neu gestaltete Dauerausstellung im Torwärterhaus des Feuchter Pfinzingschlosses beleuchtet die Entwicklung der Raumfahrt von den Fiktionen Jules Vernes über die Theoriebildung durch Hermann Oberth und andere, bis hin zur technischen Realisierung seit der Entwicklung erster Flüssigkeitsraketen in den 1920er Jahren. Die Ausstellung spannt den Bogen über die gesamte Geschichte der Raumfahrt im 20. Jahrhundert. Anhand vieler Originaldokumente und -exponate, Modelle und Medien wird die spannende, aber heute weithin unbekannte Frühphase der Raumfahrt lebendig.
www.raumfahrtmuseum.de

Tschechisch-Deutsche Luft- und Raumfahrtkonferenz in der Laufer Wenzelburg

Nach dem ersten Luft- und Raumfahrtkongress 2022 (Aerospace Aviation Congress Interdisciplinary International – AACII), der im vergangenen Jahr in Nürnberg stattfand, wurden die dort entstandenen Kontakte am 1. August bei einem deutsch-tschechischen Expertentreffen in der Laufer Wenzelburg vertieft und ausgebaut. Schirmherr der hochkarätig besetzten Veranstaltung war Bürgermeister Thomas Lang. Neben dem Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags, Karl Freller, und dem ehemaligen Honorarkonsul der Tschechischen Republik, Hans-Peter Schmidt, der die Wenzelburg als Deutsch-Tschechisches Kulturzentrum vorstellte, waren auch zahlreiche Fachleute aus Luft- und Raumfahrt, Bildung, Wissenschaft und Industrie vor Ort.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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