Eckentaler Archivgeschichten
Arbeitsunfall

Eschenau, 7. Januar 1912
„Der Zuchtstierhalter Leonhard Engelhard stellt den Antrag, ihm für seinen Zuchtstier, welchen er mit finanziellem Schaden verkaufen musste, eine Entschädigung aus der Gemeindekasse gewähren zu wollen. Der Stier hatte sich den Schaden während seiner Tätigkeit zugeführt.“

Zuchtstiere waren und sind kostbare Tiere. Die Anzahl der Stiere, die für die Zucht gehalten wurden, war gesetzlich geregelt und richtete sich nach der Zahl der vorhandenen Kühe und weiblichen Kälber. In Eschenau gab es 1912 zwei Stiere für 207 weibliche Tiere. Das Sprunggeld betrug 20 Pfenning. Die Unterhaltskosten für die Stiere wurden anteilmäßig auf die Halter der Kühe umgelegt.
Engelhard wurde in der Folge eine Entschädigung von 50 Mark angeboten. Da ihm diese Summe zu niedrig war, erhöhte man sie auf 75 Mark, womit er sich zufrieden gab.
75 Mark war deutlich mehr, als das Monatsgehalt einer Kindergärtnerin, wie der nächste Beitrag zeigt.

Aus dem Protokollbuch der Marktgemeindeverwaltung Eschenau
1911 bis 1926

Leere Kasse und Beruf oder Ehe

Eschenau, 7. September 1913
„Die Kinderlehrerin Frieda Schneider ist mit ihrem Gehalt von 45 Mark nicht mehr zufrieden und möchte deshalb ihr Gehalt auf 50 Mark pro Monat erhöht haben. Pfarrer Kern, Vorstand der Kleinkinderschule, teilte der Gemeindeverwaltung mit, dass seine Kasse die Aufbesserung nicht leisten kann. Er stellte deshalb an die Gemeindeverwaltung die Bitte, die monatliche Erhöhung von 5 Mark vorläufig einmal vom 1. Oktober ab aus der Gemeindekasse zu leisten. Dies wurde vom Gemeinderat genehmigt.“

Frieda Schneider hatte 1912 von der „Kleinkinderschule“ Lindenhardt an die „Kleinkinderschule“ Eschenau gewechselt und bereits zu diesem Zeitpunkt 50 Mark Monatsgehalt gefordert. Die Gemeindeverwaltung war der Meinung, sie möge doch erst mal mit 45 Mark beginnen. Es sollte sich erst zeigen, „…was die Kinder in der Schule…bekommen und ob ein Blühen und Gedeihen gewährleistet wird.“ Offensichtlich war man mit Frau Schneiders Arbeit zufrieden, da sie die gewünschte Erhöhung nach ihrem ersten Jahr bekam.
Der Kindergarten war 1908 eingerichtet worden und Frau Schneiders Vorgängerin, Frau Schnabel, begann mit einem Gehalt von 35 Mark monatlich. In Anerkennung ihrer Arbeit wurde es im Januar 1911 auf 45 Mark erhöht. Am 1. November des gleichen Jahres schloss man die „Kleinkinderschule“ bis auf Weiteres, da Frau Schnabel heiratete. Die Gemeindeverwaltung befand, dass mit der Heirat „...für eine Frau die Schule doch nicht mehr passend ist.“ Mit Frau Schneider wurde allerdings rasch Ersatz gefunden.

Beide Frauen waren dem sogenannten Lehrerinnen-Zölibat unterworfen. Von 1880 bis in die 1950er Jahre des 20. Jahrhunderts, mit einer kurzen Unterbrechung während der Weimarer Republik, war es verheirateten Frauen nicht erlaubt, den Lehrerinnenberuf auszuüben. Für sie endete diese Berufstätigkeit mit der Heirat.

Aus dem Protokollbuch der Marktgemeindeverwaltung Eschenau
1911 bis 1926

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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