Das Beste draus machen
Neue Fassaden am Gymnasium Eckental
Seit September 1995 gibt es in Eckental ein Gymnasium – zunächst mit 139 Schülern in fünf fünften Klassen. Damals hatte der Landkreis Erlangen-Höchstadt für einen Zweigbetrieb des Gymnasiums Spardorf ein Interimsgebäude errichtet, das heute im Besitz der Gemeinde ist. 1996 wurde das Gymnasium Eckental in der räumlichen Zwischenlösung zu einer eigenständigen Einrichtung.
Schon im Sommer 1995 hatten Fachgremien 73 eingereichte Architekturentwürfe eines Realisierungswettbewerbs für den eigentlichen, dauerhaften Schulneubau bewertet. „Die drei Bewertungsgruppen lauteten Funktion, Wirtschaftlichkeit und städteplanerische Qualität. Der Entwurf der Architekten Michael Stößlein und Stefan Harlé aus Nürnberg konnte in allen Belangen weitgehend überzeugen“, berichtete das wochenblatt am 19. Juli 1995.
Neubau mit Einhaltung von Kostenrahmen und Zeitplan
Nach Baubeginn 1998 und Grundsteinlegung im März 1999 konnten zum Schuljahr 1999/2000 die 776 Gymnasiasten mit Lehrern und Schulverwaltung den Neubau beziehen. Bei dem Projekt war es gelungen, deutlich unterhalb des vorgegebenen Kostenrahmens sowie trotz eines zwischenzeitlichen Konkurses ausgerechnet des Fassadengewerks auch im Zeitplan zu bleiben.
Die tragende architektonische Idee der Konzeption mit der Gliederung der Funktionsbereiche sowie transparenter Grundstruktur mit Ein- und Ausblicken in allen Teilen des Komplexes für 1.100 Schüler fand allgemein Beachtung und Anerkennung. Die Bayerische Architektenkammer bestimmte das neu erstellte Gymnasium als Musterbeispiel für Führungen im Rahmen der „Architekt-Touren 2000“. Gleichwohl diskutierte im Juli 2000 der Kreisausschuss ein „Gesamtkonzept zur Verbesserung der inneren Gestaltung und zur baulichen Umgestaltung der Eingänge von Schulgebäude und Turnhalle“ sowie die Installation zusätzlicher Sonnenschutzanlagen.
Fassadenkonzept war „seiner Zeit voraus“
Probleme mit den Sonnenschutzanlagen an der Westfassade des Fachraumtraktes wiesen als erstes darauf hin, dass die neuartige Konstruktion „ihrer Zeit voraus war“ und sich noch nicht langfristig bewährt hatte. Die Ausdehnung durch Temperaturschwankungen und Sonneneinstrahlung beeinträchtigte nicht nur die Funktion der Jalousien, sondern setzte vor allem den vorgehängten Zementfaserplatten zu. Spannungen im Material führten zum Abscheren von Befestigungen, zu massiven Rissen und Eindringen von Feuchtigkeit.
2017 prüfte man, ob der Austausch einzelner Platten Abhilfe schaffen könnte. Aber „die Fassade war nicht mehr zu retten“, erläuterte Bauingenieur Dieter Ulm von der gleichnamigen Erlanger Ingenieurgesellschaft beim Ortstermin zum Abschluss des zweiten Bauabschnitts. An der kleineren Nord- und Südseite des Fachklassentraktes wurde 2020 die jeweils 200 qm große, hinterlüftete Faserzementfassade demontiert und mit Unterkonstruktion, Dämmung und Faserzementelementen neu aufgebaut.
Die 800 qm große Längsfassade an der Westseite wurde ab Juli 2021 abschnittsweise demontiert – inklusive aller Pfosten, Fenster, Verglasungen und Heizkörper. Die anschließend komplett neu aufgebaute Pfosten-Riegelfassade besteht aus Aluminiumprofilen mit fest verglasten Feldern, Dreh-Kipp-Fenstern und farbig beschichteten Alu-Paneel-Feldern.
Wesentlich ist beim Neuaufbau. dass die Außenhülle durchlaufend vor Rohbauelemente wie Betondecken und -Böden gesetzt ist, keine Durchdringungen und Wärmebrücken aufweist, Längendehnungen des Materials aufnehmen kann und dabei dicht bleibt. „Eine nachhaltige Lösung für die nächsten 50 Jahre“, so Bauingenieur Ulm. Das neue vorgesetzte Sonnenschutzsystem funktioniert wartungsfrei, in den naturwissenschaftlichen Fachräumen wurden zusätzlich Verdunkelungsanlagen eingebaut sowie in Chemieräumen die nach neuesten Vorgaben geforderten Fluchttüren.
In den Sommerferien 2022 ist als 3. Bauabschnitt die Ostseite des Fachraumtraktes an der Reihe, die Vorplanung hat bereits begonnen. Dann wäre die Maßnahme zunächst abgeschlossen – am dreigeschossigen Stammklassen-Trakt sind die Fassaden weniger anfällig strukturiert.
Nachhaltige Investition
Man hätte natürlich lieber darauf verzichtet, nach inzwischen 22 Jahren die Fassade zu erneuern, bedauert Landrat Alexander Tritthart. Da die Maßnahme unumgänglich und eine Kostenbeteiligung der damals involvierten Planer nach gründlicher Prüfung ausgeschlossen ist, müsse man das Beste draus machen. Immerhin wird nun auch der energetische Standard wesentlich verbessert und der CO2-Ausstoß verringert.
Kreisbaumeister Thomas Lux betont, dass man trotz Materialknappheit und Lieferverzögerungen den Zeitplan fast und den Kostenrahmen vollständig einhalten konnte. Dies sei auch ein Verdienst der Schule, ergänzt Mareike Ullmann. Die Abstimmung habe hervorragend funktioniert, versichern sich Schulleiter Eichelsbacher, Fachlehrer Axel Stenzenberger und Ingenieur Dieter Ulm gegenseitig: Die Arbeiten konnten dank Engagement und Rücksichtnahme mit Abiturterminen sowie dem Leer- und Umräumen von naturwissenschaftlichen Fachräumen gut abgestimmt werden.
Immerhin stellte 1999 das Landkreis-Gymnasium mit 44 Mio. DM (oder 22,5 Mio. Euro) Gesamtkosten ohne Grundstück „einen der kostengünstigsten Schulneubauten dieser Qualität dar“, so die damaligen Wettbewerbssieger in der Festschrift. Mit den 2005 unter Beteiligung des Marktes Eckental errichteten Außensportanlagen und dem 2006 bis 2007 ergänzten Mensa-Bau hat sich das Gymnasium Eckental in den vergangenen 22 Jahren bestens bewährt.
An anderer Stelle muss der Landkreis ebenfalls investieren: Für Vorplanungen zum Emil-von-Behring-Gymnasium Spardorf hatte der Landkreis dieses Jahr etwa eine Mio. Euro im Haushalt vorgesehen. Das 50 Jahre alte Gymnasium soll abgerissen und ab 2023 innerhalb von drei Jahren für 54,5 Mio. Euro neu gebaut werden.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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