Rittergeschichten
Die Wurzeln der Förtsch

Otto Förtsch mit dem Wappen der Förtschen von Thurnau, gemalt von Hans Ludwig Schnaittach. | Foto: Uwe Rahner
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  • Otto Förtsch mit dem Wappen der Förtschen von Thurnau, gemalt von Hans Ludwig Schnaittach.
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Begeisterung für das fränkische Rittergeschlecht

Überall in der Region und im wochenblatt-Land kann man Menschen mit dem Nachnamen Förtsch begegnen. Ob beim Bürgermeister von Egloffstein, bei alteingesessene Bauernhöfen in Eckental oder im Markt Igensdorf, wo der Familienname recht verbreitet ist. Hierher kam er vor Jahrhunderten über Affalterthal und Bieberbach, wie Otto Förtsch aus Pettensiedel ermittelt hat.

Bis zum Ruhestand war der heutige ehrenamtliche Senator h.c. im Bundeswirtschaftssenat als Vorstand der BU-Holding AG unter anderem für die Baustoff Union und OBI-Baumärkte verantwortlich. Als Kind begeisterte er sich für Rittertum und Ritterburgen. was für kleine Jungs zunächst nicht ungewöhnlich ist. Noch als Erwachsener erinnerte er sich lebhaft daran, wie er vor dem geistigen Auge Rittervolk durch ein Tor reiten sah. Wie elektrisiert war er daher eines Tages, als er zum trutzigen Schloss Thurnau kam, das ihm aus Traumszenen sehr vertraut erschien. Das mittelalterliche Schloss im Landkreis Kulmbach wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war Sitz des Rittergeschlechtes Förtsch von Thurnau.

Die Ursprünge liegen bei den "Förtschen von Thurnau"

Lange vor Internet, Google und Wikipedia begann der Privatmann Förtsch, die Familiengeschichte zu erforschen. Die eigene Kindheit in einer bescheidenen Schreinerei mit kleiner Landwirtschaft hatte wenig zu tun mit glorreichem Rittertum. Um so mehr faszinierte ihn die Geschichte des fränkischen Adelsgeschlechts, dem nicht nur er, sondern viele Menschen in Franken den Nachnamen verdanken.

Den Anfang nahmen die Nachforschungen in den Amtsstuben des damaligen Igensdorfer Bürgermeisters Erwin Zeiß. Von dort ging es weiter zum Pfarramt Igensdorf. Der dortige Pfarrer Hofmann verwies auf das Evangelische Landeskirchenarchiv in Regensburg.

Bei den Recherchen bemühte Otto Förtsch unter anderem den Genealogen Haas aus Burgebrach und investierte auch Geld in dessen Arbeit. Zu den umfangreichen Dokumenten, die er im Laufe der Jahre zusammengetragen hat, zählt eine Urkunde aus dem Geschlechts-Register des Ritterkantons Gebürg, in dem auch die Geschlechter zu Guttenberg, die Schencken von Stauffenberg und die Familie von Egloffstein organisiert war. Auch das Haus der "Herren von Bünau" der Rittergüter Büg und Forth ist in einer Schrift von 1747 erwähnt. Eine Schrifttafel listet den Stammbaum der "ausgestorbenen Herren Förtschen von Thurnau" auf: Dieses "uralte und in großem Ansehen gestandene Haus besaß viele Güter auf dem Fränkischen Gebürg und schriebe sich sonderheitlich von seinem Schloß und Städtlein Thurnau (…). Da 1565 der letzte solchen Geschlechts ohne männliche Leibeserben mit Tod abgienge, fiele besagtes Thurnau den Herren von Giech und Künzberg zu".

Erste Belege aus dem Jahr 948

Die Ahnenreihe geht im Mittelalter auf einen Albrecht Förtsch zu Thurnau im Jahr 948 zurück und verliert sich durch die strenge Erbfolgenregelung im 16. Jahrhundert in so genannten "Nebenlinien". Aus diesen Nebenlinien erhielt sich dann der Familienname Förtsch. Dieser kommt in verschiedenen Formen vor, unter anderem als Vortsch, Forsco, Vortsche und seit 1239 urkundlich bekundet als Förtsch.Die neuzeitliche Ahnentafel aus den 1930er Jahren von Georg Förtsch, eines Großonkels von Otto Förtsch, geboren 1923 in Etlaswind, führt zurück auf dessen Ururgroßvater Johann Förtsch, gestorben am 27. Juli 1688 in Affalterthal.
Zwischen dem Forschen zur heutiger Abstammungslinie und den Aufzeichnungen aus längst vergangenen Jahrhunderten bleibt durch den 30-jährigen Krieg eine Lücke, mit der sich Otto Förtsch inzwischen aber abgefunden hat. Wahrscheinlich ist, dass die "Förtsche" über die Herren von und zu Egloffstein nach Kunreuth gekommen sind.

"Schöner wohnen" mit ­Rüstung und Ritterstube

Sichtbar und nachvollziehbar ist seine Begeisterung für das Rittergeschlecht nicht nur in einer umfangreichen Sammlung an Schriftstücken, Urkunden und Bildern zur Historie und zum Schloss Thurnau, das 1972 in eine Stiftung überführt wurde und seit 1977 von der Universität Bayreuth genutzt wird. Deutlich wird die Leidenschaft auch im Wohnhaus, das Otto Förtsch vor über 40 Jahren in Pettensiedel gebaut hat. Im Laufe der Jahrzehnte hat der Baustoffspezialist, manchmal gegen die Bedenken seiner 2014 verstorbenen Ehefrau, mit Torbögen und einem illustren Rundturm für eine Wendeltreppe versehen. Innen birgt das Anwesen eine beeindruckende "Ritterstube" mit mittelalterlich anmutendem Mobiliar, Rüstungen und Waffen. Manches ist original, vieles hat Otto Förtsch auch als Nachbau erworben oder nach eigenen Vorstellungen anfertigen lassen.

An zahlreichen Stellen, ob in Wandbildern, auf Schilden oder auf Möbeln, begegnet man dem Wappen der Förtsch zu Thurnau. An diesem Wappen hängt sein Herz, sagt der Sammler, er hat es von dem Künstler Hans Ludwig Schnaittach auf eine Holztafel malen und auf Polster sticken lassen. Dabei pflegt er die Liebe zum Rittertum und zur Ahnenreihe aber keineswegs verbissen, sondern mit Augenzwinkern und Humor.

Wie wichtig ihm dennoch der Bezug zur mittelalterlichen Vergangenheit ist, wird deutlich beim Ausblick auf die im August geplante Hochzeit mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Ivana. Die Vermählung soll nämlich auf Schloss Thurnau stattfinden. Dieses mittelalterliche Ensemble beeindruckt nicht nur Menschen, die Förtsch heißen und einer Nebenlinie der Förtschen von Thurnau entstammen, sondern Jahr für Jahr auch viele Tausend Touristen und Besucher.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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