Klimawälder für ER(H)
Aktiver Waldumbau
Der Klimawandel mit vermehrten Hitze- und Dürreperioden sowie Stürmen stellt eine existenzielle Bedrohung für unsere von Kiefern und Fichten dominierten Wälder dar. Das Ökosystem Wald in der gewohnten Form kann mit der Geschwindigkeit dieses Wandels nicht Schritt halten. Der zeitnahe Umbau zu klimatoleranten Mischwäldern ist nur durch eine aktive Forstwirtschaft zu bewältigen – hierfür haben die Waldbesitzervereinigung, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth-Uffenheim sowie die Sparkasse Erlangen das Konzept „Klimawälder ER(H)“ entwickelt.
Mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse werden Baumarten gepflanzt und nachhaltig integriert, die auch in wärmeren, südeuropäischen Regionen heimisch sind. So trägt diese Kooperation dazu bei, die Wälder in Erlangen und Erlangen-Höchstadt fit für die Zukunft zu machen. Der „Startschuss“ fiel vergangene Woche im Staatsforst zwischen Unterschöllenbach und der Minderleinsmühle. Stefan Stirnweiss (AELF), Forstrevierleiter Siegfried Dörfler und Thomas Speth (Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung) erklärten vor Ort die Zusammenhänge.
Der Klimawandel führt dazu, dass wir in Franken in 80 bis 100 Jahren ein Klima haben werden, wie man es derzeit in Südfrankreich oder Süditalien im Mittelmeerraum findet. Es wird heißer und trockener, aber trotzdem Fröste geben. „Wenn dieser Wandel langsam voranschreiten würde, würden die passenden Bäume (und andere Pflanzen) mit der Zeit von allein bei uns wachsen“ erklärt Siegfried Dörfler. „Nur leider geht es nicht langsam. Es geht zu schnell für die Vegetation, um Schritt halten zu können. Deshalb müssen wir Menschen nachhelfen. Bei der Erderwärmung »helfen« wir schließlich auch nach.“ Stefan Stirnweiss ergänzt: „Wir wollen den Waldumbau anstoßen, indem wir die Natur unterstützen, aber nicht zu groß eingreifen. Deshalb »impfen« wir die Wälder mit dem »Nelderrad«.“
Ein Nelderrad ist die kreisrunde Form einer Anpflanzung mit 16-20 Metern Durchmesser. Die Fläche deckt den Raum ab, den ein einzelner Baum später im Erntealter benötigt. Acht Exemplare werden ringförmig gepflanzt, sieben Exemplare werden im Laufe der Zeit entnommen, übrig bleibt das Exemplar mit dem schönsten Stamm und der vitalsten Krone. Zusätzlich zu den acht Erntebäumen werden 25 Hilfsbäume angeordnet, einer in der Mitte und 24 auf den „Speichen“ des gedachten Rades. Die Hilfsbäume sollen unter anderem Schatten spenden, damit die Erntebäume nicht zu astig werden und hinderliche Bodenvegetation eingedämmt wird.
Mit einem Bedarf von 33 Pflanzen für 200 Quadratmeter ist das Nelderrad die sparsamste Art, die Fläche forstwirtschaftlich zu nutzen. Drei solche Nelderräder sind im Wald zwischen Unterschöllenbach und der Minderleinsmühle neu entstanden. Als Erntebäume wurden hier Edelkastanien, Atlaszedern und Zerreichen eingesetzt. Alle drei stammen aus der Mittelmeerregion, sind aber ausreichend frostfest.
Finanzierung durch Umweltspartage der Sparkasse
Die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen-Höchstadt Herzogenaurach hat in den letzten beiden Jahren einen Umweltspartag veranstaltet, beschreibt der Vorstandsvorsitzende Johannes von Hebel. Die Sparer hatten die Wahl zwischen einer höheren Rendite ohne Umweltspende oder einer etwas niedrigeren Rendite mit Umweltspende. Dabei haben sich sehr viele für die Umweltspende entschieden und so kamen 50.000 Euro zusammen, die nun in den Wäldern von Vestenbergsgreuth bis Eckental in solche Nelderräder investiert werden.
Landrat Alexander Tritthart zeigt sich beeindruckt und packt bei einer Edelkastanie kräftig mit an: „Da muss man schon in großen Zeitspannen denken. Wenn der hier groß ist, sehe ich den wohl nicht mehr, aber unsere Nachkommen.“ Die Forstfachleute bestätigen „Erst wenn diese Bäume groß sind, werden sie den Waldumbau so richtig einleiten, weil die neuen Sorten sich dann selbst vermehren.“ Eckentals erste Bürgermeisterin, Ilse Dölle begrüßt die Kooperation mit der Sparkasse und sieht die Marktgemeinde auf einem guten Weg: Auf den 70 Hektar Kommunalwald ist schon viel passiert in Sachen Waldumbau und die klimatische Anpassung der gesamten Fläche ist fest geplant. Erlangens OB Dr. Florian Janik begrüßte das sorgfältig ausgearbeitete Projekt: „Wir haben in Erlangen ja nicht so viel Stadtwald. Da wird wegen jedem Baum gefragt, das muss man schon gut erklären können. Klimaschutz ist eben nicht zuletzt auch ein Vermittlungsproblem.“
Sabine Büssert
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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