Leserbrief
Zu „Wir haben nur diesen Eckenberg – B2-Umgehung“

Man hat versäumt, die Zeit vor 100 Jahren anzuhalten. Aber zu der Zeit hätte man keine Computersimulationen („Wie könnte es in 100 Jahren aussehen?“) machen können, es gab noch keine Computer. Was versteht man unter Zeitenwende?

Die Lebensweise um 100 Jahre zurückdrehen und wir fahren wieder mit der Pferdekutsche? Da wäre keine B2-Umgehung erforderlich. Wir leben in der heutigen Zeit, mit dem vielen Verkehr. Viele Bürger wollen aber keine Versiegelungen mehr. Andere wollen die Umgehung. Wer bekommt seinen Wunsch erfüllt? So ist es bei vielen heutigen Themen, wie z. B. Stromtrassen, Windräder, Atommüllentsorgung, große Industrieansiedlungen (Ausbesserungswerk der Bahn in Nürnberg), usw., die nicht in der Nähe des eigenen Hauses gebaut werden sollen. Für mich gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Den Straßenbau einstellen, keine Supermärkte und Einkaufszentren, Industriebetriebe usw. mehr bauen. Den heutigen Stand einfrieren und über Alternativen nachdenken: Man braucht ja keine Geschäfte mehr, die können alle schließen, eingekauft wird heute Online. Es entfallen die Autofahrten zu den Geschäften. Die Fahrt zur Arbeit und in den Urlaub mit dem Auto verbieten, man fährt mit Bus und Bahn. Der Verkehr, CO2 und Feinstaub werden weniger. Mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Stadt, 80 km/h auf den Landstraßen und 100 km/h auf den Autobahnen werden die Umgehungsstraßen nicht mehr erforderlich sein. Bei solchen Maßnahmen werden viele Bürger über die Staus, die fehlenden Arbeitsplätze, die Einkaufsmöglichkeiten usw. schimpfen.

2. Den heutigen Stand so sanft, so umweltverträglich wie möglich weiterentwickeln unter Einbeziehung der Bürger, z. B. Bürgerversammlungen. Die radikale Zeitenwende umzusetzen ist in unserer polarisierenden Gesellschaft, in einem föderalistischen Staat ein schwer zu realisierendes Ziel, weil Minderheiten Mehrheitsentscheidungen oft nicht akzeptieren. Dazu kommt noch, dass viele Bürger ihre eigenen Interessen vor das Allgemeinwohl stellen: „Die anderen sollen die Zeitenwende umsetzen, mich betrifft es nicht, ich fahre meine schnellen Autos mit Verbrennungsmotoren, fliege auch öfters in Urlaub, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose.“

Es ist nicht leicht, es allen Bürgern recht zu machen.

Hans-Rudolf Müller

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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