Leserbrief
Wird Eckental zur Jauchegrube?

Im wochenblatt vom 13.7. fragt eine Leserbriefschreiberin unter der Überschrift "Güllegestank aufgegriffen", ob Eckental zur Jauchegrube wird. Sie sorgt sich also um eine Veränderung.

Wenn man sich anschaut, was sich zum Thema in der Region verändert, kann man auf die Schnelle der Statistik entnehmen: In Eckental ging die Zahl der Rinder von 1999 bis 2020 um 163 Tiere und damit 15 Prozent zurück, im Landkreis Erlangen-Höchstadt sank die Zahl von 2008 bis 2020 um 2.880 Tiere oder fast 24 Prozent. Die Rinder werden also weniger. Die Zahl der Einwohner in Eckental hat sich in den letzten 52 Jahren verdoppelt, in den letzten 35 Jahren stieg sie um mehr als 3.000.

Als unsere Großeltern jung waren, hatte in den hiesigen Ortschaften fast jedes Anwesen einen Stall (und einen Misthaufen). 1999 gab es in Eckental 39 Rinderhalter, 2020 waren es noch neun (Heroldsberg 3, Kalchreuth 4 und Igensdorf 17), inzwischen dürften es in Eckental noch fünf sein. Auch dieser Trend setzt sich fort. Die immer weniger werdenden Rinderhalter bauen für ihre Tiere modernere Ställe, denn auch bei Weidehaltung brauchen alle Tiere zumindet zeitweise einen Platz im Stall.

Die Vorteile der Stallfütterung auch im Sommer, auch mit Silage, wurden schon 1898 in der Fachliteratur beschrieben. Unter anderem gewinnt man dadurch wertvollen Dünger, der beim Weiden größtenteils verlorengeht (besonders wichtig für Biobetriebe, für die Mineraldünger tabu ist). Die Ausscheidungen der Rinder sind wertvollster Grunddünger für den Pflanzenbau. Die der Menschen waren es früher auch, heute sind die Siedlungs- und Gewerbeabwässer aber zu giftig (im Gegensatz zur Gülle). Im Übrigen ist die tierische Veredelung durch Milchwirtschaft traditionell eine der wenigen Möglichkeiten, mit hohem Grünlandanteil in der Landwirtschaft ein Einkommen zu erwirtschaften.

Auch wir machen uns Sorgen. Einerseits um unsere Existenz, wenn man uns sogar hohe Investitionen in moderne Ställe vorwirft, die um ein Vielfaches tierfreundlicher sind als die kleinen Ställe es früher waren. Vor allem aber um die Produktion von Lebensmitteln für die Bevölkerung, die das anscheinend vor Ort nicht mehr möchte. Man kann ja alles im Ausland einkaufen, so wie das Erdgas in Russland.Gerne zeigen wir Ihnen vor Ort, was heute in so einem Stall besser ist als früher. Nutzen Sie die Gelegenheit für einen Ausflug in die Realität, solange es noch Lebensmittelerzeuger gibt.

Gerd Fensel, Claudia Kraus, Rainer Nützel, Roland Walter, Gerhard Wölfel

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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