Leserbrief
Warum schickt man uns nach Erlangen?

Ende Februar war ich mit meinem Sohn im Gesundheitsamt, um die Schuleingangsuntersuchung durchführen zu lassen. Nachdem ich schon Wochen vorher einen Termin im Amt vereinbart hatte, habe ich für den Montag Urlaub genommen, habe meinen Sohn aus dem Kindergarten abgeholt, bin mit unserem Auto von Heroldsberg nach Erlangen gefahren, um dort in einem fensterlosen Warteraum darauf zu warten, dass er untersucht wird. Die betreuende Ärztin war freundlich, die Untersuchung verlief unproblematisch. Im Anschluss bin ich mit unserem jüngsten Sohn wieder nach Hause gefahren.

Aber mir leuchtet nicht ein, warum diese Untersuchung - anders als bei meinen älteren Kindern (11 Jahre und 9 Jahre) – im Gesundheitsamt in Erlangen durchgeführt werden muss und nicht – wie in der Zeit vor Corona – die Ärztinnen und Ärzte in die Einrichtungen kommen. Nun konnte ich Urlaub nehmen und habe ein Auto.

Bitte versetzen Sie sich einmal in die Situation einer alleinerziehenden Mutter oder eines Vaters, die KEIN Auto haben. Kennen Sie die Verkehrsverbindung nach Erlangen ab Heroldsberg? Was bedeutet es für einen berufstätigen Elternteil, für so eine Untersuchung frei zu nehmen? Warum können die Kinder nicht in ihrer vertrauten Umgebung untersucht werden? In Zeiten, in denen Umweltschutz großgeschrieben wird, ist es unerklärlich, warum jede einzelne Familie nach Erlangen fahren soll. Und dabei reden wir noch nicht über die hohen Spritpreise.

Das Equipment scheint vorhanden zu sein, um mobile Einsätze durch ihre Fachärztinnen und Fachärzte durchführen zu lassen. Als Familien tragen wir in den vergangenen Jahren die Hauptlast für die Erziehungsarbeit und Care­arbeit, durch mehrfache monatelange Schließzeiten in den Einrichtungen. Wir sind durch die Herausforderungen im Lockdown in den vergangenen Jahren massiv herausgefordert gewesen. Durch solche „Kleinigkeiten“ wie eine Schuleingangsuntersuchung, die verkehrstechnisch weit abgelegen und zeitlich sehr herausfordernd zu meistern ist, könnte man uns dabei unterstützen, wieder gut in unseren Familienalltagen zurecht zu kommen.

Als Gesellschaft ist es gerade eine unserer Hauptaufgaben, achtsam, fair und wohlwollend miteinander umzugehen. Und das fängt in Ämtern und Behörden an. Ich bitte Sie im Namen der vielen alleinerziehenden, geringverdienenden Eltern aus Heroldsberg und anderen Orten im Landkreis Erlangen-Höchstadt, die Schuleingangsuntersuchungen wieder in den Einrichtungen stattfinden zu lassen! Zum Wohle der Familien und damit zum Wohle unserer Kinder!
Daniela Mailänder

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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