Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken

Unterwegs mit Emotionen

Sie wer’n lachen, aber der Mercurys Freddy scheint der einzige zu sein, der mitreißend das Radfahren besungen hat. Der Queen-Song „Bicycle Race“ erschien 1978 – allerdings mit Video- und Cover-Motiven, die man heute als sexistisch kritisieren würde.

Das Autofahren hat dagegen in der Kultur seinen festen Platz. Die Beatles versteckten sexuelle Anspielungen in „Drive My Car“. In „Ol’ 55“ besangen Autor Tom Waits und auch The Eagles das „Feeling so holy“ im 55er Cadillac. Von der Lust im Pink Cadillac erzählte der Springsteens Bruce, von anderen Cadillacs die Spider Murphy Gang, La Brass Banda oder Marteria. Die „Little Red Corvette“ wurde bei Prince zur „little red love machine“, immerhin ein liebeslustiges „Duett komplett im roten Kadett“ beschrieben Spliff und in der Neuen Deutschen Welle krähte einer „ich geb Gas, ich will Spaß“.

Für derlei sexuelle oder sonstwie emotionale Anregungen braucht man natürlich Straßen. Ein legendäre Blues-Hit verspricht „get your kicks on Route 66“ auf dem Freiheitstrip zwischen Chicago und L.A. Mit dem „Key To The Highway“ lässt der Claptons Eric seine Blues-Fans am Abschiedsschmerz teilhaben. Manche Rapper dagegen sieht man oft vor geparkten Autos rumhampeln, vielleicht haben sie keinen Führerschein.

In „On the Road Again“ singt Country-Legende Willie Nelson nicht, womit er auf Tournee gehen will. Er könnte auch mit dem Rad starten oder mit dem ÖPNV. Der kommt in der Musik durchaus vor, aber eher mit Hobos (die sich illegal ans Fahrgestell klammern), als tragischer Run­away Train oder entgleisender Rock‘n‘Roll Train.

Von Fahrradwegen und Lastenrädern ist in den Charts bisher selten die Rede, da ist noch Luft nach oben. Auch als emotionales Projektionsmedium ist das Auto schwer zu ersetzen. Möge die Straße uns zusammenführen…

Ihr Gloss’n Hans