Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Stempel, Unterschrift
Sie wer’n lachen, aber diese Kolumne ist nicht zertifiziert. Einfach ausgedacht und aufgeschrieben. Die Qualität müssen Sie halt selber beurteilen.
Neulich sah ich Unterlagen zum Umbau eines ehemaligen Schweinestalles aus dem Jahr 1964. Zwei Seiten Plan vom Maurermeister aus Forth-Büg, vier Seiten statische Berechnung eines Hochbauingenieurs aus Heroldsberg, eine Seite Bescheid vom Landratsamt. Sieben Seiten – fertig. 2023 würde so ein Vorgang vermutlich sieben Ämter auf den Plan rufen, einige Fachbüros beschäftigen und mindestens einen Ordner füllen.
Die große Presse wurde jetzt – oho! – auf einen "Klima-Betrug" aufmerksam: Die Kompensationen, mit denen sich große Konzerne das Prädikat der Klimafreundlichkeit erkaufen, sind teilweise fragwürdig. Manche Zertifizierer verkaufen den Erhalt angeblich bedrohter Wälder als Klimaleistung. Da wird kein einziger Baum gepflanzt, sondern nur behauptet, ohne den Beistand würde gerodet.
Seit es so einen Kompensations-Markt gibt, war doch klar, dass der auch ein Feld für windige Geschäftemacherei sein kann. Natürlich darf man die Berechtigung und Kompetenz vieler Fachleute und sinnvoller Prüfinstitutionen nicht grundsätzlich anzweifeln. Aber es scheint doch ganz allgemein so, als nähme die Bedeutung des Bescheinigens überhand.
Wenn von allem, was ein produktiv Schaffender erwirtschaftet, noch ein paar Zertifizierer mit durchfüttert werden müssen, ist es kein Wunder, dass alles teurer wird. Irgendwann werden wir uns alle nur noch gegenseitig beraten, überwachen, zertifizieren und auditieren. Nicht mehr Zeit ist Geld, sonder Zettel. Zettel regieren die Welt, ob aus Papier oder elektronisch. Adieu Realwirtschaft, willkommen in der virtuellen Zettelwirtschaft. Hoffentlich kommt jetzt nicht der Texte-TÜV.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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