DER GLOSS’N HANS MACHT SICH GEDANKEN
Sprachführer für Brautleute
Sie wer’n lachen, aber in das ewige Gejammer über den fränkischen Minderwertigkeitskomplex will ich ungern einstimmen. Denn durchaus blitzt fränkischer Stolz oft trotzig auf. Vielleicht nicht in der Weltberichterstattung, aber immerhin im „normalen“ Leben. Da gibt es durchaus eine selbstbewusste fränkische „Idendidäd“.
Hier bei uns ist halt vieles ziemlich klein. Das hat auch historische Gründe, die zudem in der Landschaft sichtbar sind. Zur einer topografischen Kleinteiligkeit nutzbarer Anbauflächen, am ausgeprägtesten in der Fränkischen Schweiz mit ihren malerischen, aber mühsamen Höhen und Tälern, kam die Realerbteilung in Franken. Anders als etwa in Oberbayern wurde Landbesitz so lange aufgeteilt, bis keiner mehr genug zum Leben hatte und man die Flurbereinigungsnotbremse zog.
Das Klein-Klein spiegelt sich auch im Dialekt wieder. Der fränkische Diminutiv macht alles noch „a weng“ kleiner. Man greift nicht zur Hacke, sondern zum Häckla, belädt nicht den Wagen, sondern das Wächala, baut kein Haus, sondern ein Haisla. Dazu kommt der relativierende fränkische Konjunktiv. Vor knapp 70 Jahren hieß es in der Werbung nicht etwa „Metz will ich auch!“ Sondern nur „Metz mecherd ich aa“ (was man mit einem angehängten „wenn…“ unter Vorbehalt stellen könnte). Man verspricht nicht „ich komme“ sondern stellt lediglich in Aussicht „ich kummerd scho“. Man konstatiert nicht „ich kann“, sondern deutet an „ich könnerd“ und der Bucks Wolfgang singt nicht „ich bin da“ sondern „iech wär dann do“.
Klare Ansagen sind da schwierig. „Ich liebe dich“ ist eine Hürde. „Iech däderd di scho aweng lieb hoom“ erfüllt aber womöglich nicht alle Erwartungen. Und vor dem Traualtar, liebe Brautleute, heißt es „Ja, ich will“ und auf keinen Fall „Naja, ich wollerd scho…“. Fasst Euch fei ein Herz!
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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