Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

So ein Blödsinn

Sie wer’n lachen, aber ich hab nicht so gerne mit Gaunern zu tun. Nicht mal dann, wenn sie sich so schöne Namen wie Daniel Liberty ausdenken.
Der Daniel hat mir eine freundliche, aber bestimmte Mail geschickt. Die darf ich jedoch niemandem zeigen, schreibt er, sonst werden unvorteilhafte Bilder von mir in sozialen Netzwerken veröffentlicht (also noch unvorteilhafter als die, die ich selber ins Netz stelle). Er droht gleich mit Videos. Diese habe er online aufgenommen über meine Bildschirmkamera, während ich eine pornografische Webseite angeschaut und mich dabei entsprechend verhalten hätte. Beides will er zusammenschneiden und veröffentlichen – es sei denn, ich überweise ihm innerhalb 48 Stunden 1.200 US-Dollar auf seine Bitcoin-Geldbörse.
Gut, wenn man ein gutes Gewissen hat. Sollte er wirklich mein „System geknackt“ haben, erwischt er mich höchstens beim nachdenklichen Nasebohren, aber wahrscheinlich nicht mal das. Wenn er reich werden will, muss er sich schon andere Mailadressen ergaunern.
Ich könnte ihm die von den beiden Anwälten aus Toronto geben, die mir neulich ein gleichlautendes Fax geschickt haben. Die stellen mir das Erbe eines Auswanderers mit gleichem Nachnamen in Aussicht, der tödlich verunglückt ist und sechs Millionen Dollar hinterlässt. Sie selbst wollen nur eine Million für die Vermittlung und eine weitere Million gemeinnützig spenden. Ganz schön großzügig.
Aber was soll ich mit vier Millionen Dollar? Die kann der Daniel Liberty haben, wenn er das mit den kanadischen Anwälten regelt. Immerhin wünscht er mir in seiner Droh-Mail viel Glück, er mahnt aber auch: „Tun Sie keinen Blödsinn“.
Sorry, das kann ich nicht, ich muss ja beruflich Blödsinn tun und jede Woche eine Glosse schreiben.
Ihr Gloss’n Hans