Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Schubumkehr

Sie wer’n lachen, aber jetzt, nach 100 Jahren, hätten wir erstmals die Gelegenheit, den Begriff der „Goldenen Zwanziger Jahre“ neu zu prägen.
Der steht bisher für einen Aufschwung in den Industrieländern nach dem Ersten Weltkrieg. Nach Hungersnot, Vitaminmangel, Epidemien und Inflation erlebten Wirtschaft, Kunst, Kultur und Wissenschaft einen enormen Schub. Alexander Fleming entdeckte das Penicillin, das – nach dem 1910 von Paul Ehrlich eingeführten Arsphenamin gegen Syphilis – als weiteres Antibiotikum zum Segen für die Menschheit wurde. In der Kunstschule Bauhaus fanden Kunst und Handwerk zusammen zu einer klassischen Moderne der Gestaltung.
Nach dem katastrophalen Zivilisationsrückfall des „Tausendjährigen Reiches“ konnte man an diese Epoche wieder anknüpfen und bis 2019 ein noch nie dagewesenes Maß an Wohlstand, Komfort und Sicherheit für die Gesellschaft erreichen. Allerdings mit Nebenwirkungen.
Jetzt kommen wieder „Zwanziger Jahre“. Was können wir hinter uns lassen? Welchen enormen Schub dürfen wir erwarten – und wo und was wollen wir bremsen?
Wenig hilfreich sind propagandistische Provokationen wie das „Oma-Lied“ eines Kinderchores, die völlig erwartbar die Gesellschaft spalten in Kritiker bestimmter Lebensweisen und jene, die solche Kritik aus sehr komfortabler Lage heraus erst ermöglicht haben. So treibt man Wähler in die Arme der echten Rechten.
Wer sich noch ans Fliegen erinnert, kennt die Schubumkehr zum Bremsen bei der Landung.Wenn man damit leichtfertig umgeht, droht eine Bruchlandung. Ein gutes Durchstarten ins neue Jahr 2020 wünscht
Ihr Gloss’n Hans

Autor:

Gloss'n Hans aus Eckental

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