Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Saturday Night Shopping
Sie wer’n lachen, aber manchmal komme ich ausgerechnet in der Samstagabend-Dämmerung auf komplizierte Gedanken. Zum Beispiel wenn ich an taghell erleuchteten Einkaufsmärkten vorbeikomme, vor denen sich nur noch sehr wenig Kundenverkehr regt. Dann denke ich mir: Da halten jetzt zehn oder zwanzig Beschäftigte diesen Riesenbetrieb aufrecht, für die gleiche Zahl (oder sogar weniger) an Kunden. Wenn man tagsüber keine Gelegenheit oder Lust hatte zum Einkaufen, ist sowas sehr praktisch. Aber muss das sein?
Oder wenn ich einen Lieferboten über die Straße huschen sehe, von einem Wohnhaus zurück in seinen Transporter mit Warnblinkanlage und „Prime“-Aufschrift. Was wird er da wohl gebracht haben, das nicht bis nach dem Sonntag Zeit gehabt hätte? Lebenswichtige Lebensmittel oder Medikamente, Brennstoff oder ein Ersatzteil für die Heizung waren es wahrscheinlich nicht. Es ist bequem, per Klick einen „kostenlosen 2-Tage-Expressversand“ auszulösen. Ab welcher Schwelle sollte man überlegen: Ist es das wert?
Zur „kostenlosen“ Onlinebestellung nur soviel: Für bayerische Kommunen hat der Bund dieses Jahr 450 Millionen Euro Zuschuss für den Breitbandausbau bereitgestellt. Reicht aber nicht, sagt der bayerische Finanzminister, die Kommunen haben 1,6 Milliarden beantragt. Zudem habe allein der bayerische Staat seit 2014 über 2,3 Millarden Euro in den Breitbandausbau investiert. Dieses Geld kommt nicht von Streamingdiensten und den gigantischen Handelsplattformen, sondern von uns, den Steuerzahlern. Manchmal frage ich mich, wieviel „bequem“ und „praktisch“ sich eine Gesellschaft leisten soll, muss oder kann, und was man sich vielleicht sparen sollte. Kommenden Montag ist Weltspartag. Da spare ich mir blöde Kommentare.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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