Leserbrief

Mit dem Wolf leben

Sehr geehrter Gloss’n Hans,
sehr geehrtes Wochenblatt-Team,
ich habe Ihre aktuelle Glosse zum Thema Wolf gelesen und wollte dazu ein paar Zeilen schreiben. Eine unbestätitgte Wolfssichtung ohne eindeutige Hinweise (Foto, Trittsiegel, Losung etc.) in der heutigen Zeit zu Veröffentlichen, wo das Thema Wolf hitzig diskutiert wird, finde ich fragwürdig. Der Wolf ist ein sensibles Thema, dass leider viel zu oft emotional (statt rational) diskutiert wird. Ihre Glosse vermittelt den Eindruck, dass die eventuelle Anwesenheit eines Wolfes gleich zusetzten ist mit den direkten Angriff auf Weidetiere und das es den Besitzern ebendieser nur unter größten finanziellen Aufwand möglich ist ihre Tiere zuschützen. Dem ist aber nicht so. Die Investitionen für Herdenschutzmaßnahmen werden von der Bayerischen Staatsregierung (genauer gesagt dem StMELF) bis zu 100% übernommen. Das betrifft die Anschaffung von mobilen Elektrozäunen, elektrifizierten Festzäunen, mobilen Ställen sowie die Anschaffungskosten für Herdenschutzhunde. Auch gibt es Ausgleichszahlungen für eventuelle Verluste. Ich weiß, dass diese einen Betroffenen nicht glücklich machen, da sie nicht den emotionalen Verlust wieder gut machen können, aber nichts desto trotz werden Weidetierhalter nicht alleine gelassen. Es gibt Beratungsstellen und effektive Schutzmaßnahmen. Natürlich sollten diese nicht erst in Anspruch bzw. angebracht werden, wenn es zu spät ist. Und bevor jetzt jemand laut ruft, dass die eh nicht helfen, denen empfehle ich einmal in die Lausitz zu reisen, wo seit über zwanzig Jahren Weidetierhalter mit dem Wolf zusammenleben. Und jeder der sich etwas in der Gegend auskennt weiß, dass in der Niederlausitz so gut wie jedes Wolfsrevier besetzt ist (anders als bei uns in Bayern) und trotzdem gibt es noch Weidetierhaltung. Die Menschen haben den Wolf akzeptiert und wieder gelernt mit ihm zu leben. Vielleicht sollten wir das auch langsam tun. Der Wolf gehört in unsere Natur, auch hier in Bayern, nicht nur Rehe und Hasen.
M. Kurtzer