Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Mit 17 hat man noch Träume

Sie wer’n lachen, aber wenn Sie sich an obigen Lied-Titel erinnern, sind Sie vermutlich kein Erstwähler. Eher näher am "Letztwähler" – diesen bösen Begriff erfand DIE PARTEI zur Europawahl 2019.

Die Sängerin Peggy March wurde 1963 mit "I Will Follow Him" berühmt und sang 1965, im Alter von 17 Jahren, auch solche Schlagertexte: "Junge Leute fragen nicht, was man darf und kann | Junge Leute sehen die Welt mit eigenen Augen an | Und ist diese Welt auch oft fern der Wirklichkeit…". In diesen Zeiten brauchten Ehefrauen noch die Zustimmung des Gatten für einen Arbeitsvertrag.

Der Bundestag hat beschlossen, das Mindestalter für das aktive Wahlrecht bei den Europawahlen von 18 auf 16 Jahre abzusenken. In Bayern wollen der Bayerische Jugendring, Grüne, SPD und FDP per Volksbegehren die Absenkung von 18 auf 16 bis zur Kommunalwahl 2026 und zur Landtagswahl 2028 erreichen. Warum sollen junge Menschen nicht über ihre Zukunft mitentscheiden können, fragen die einen.

Weil aus guten Gründen unbeschränkte Geschäftsfähigkeit und Volljährigkeit ab 18 gelten, sagen die anderen. Diese Beschränkung diene dem eigenen Interesse der "Schutzwürdigen" unter 18, sagt das Bürgerliche Gesetzbuch. Wenn 16-Jährige über Gesetzgebungsorgane mitentscheiden – müsste man ihnen dann nicht auch das Fahren von Autos oder Lkw (bisher ab 21) und beliebige Vertragsabschlüsse zugestehen? Oder gar das Jugendstrafrecht bis 21 abschaffen? Und die beschränkte Geschäftsfähigkeit beginnt ja schon mit dem 7. Geburtstag.

Etwas Lebenserfahrung beeinflusst durchaus die Meinungsbildung, in jungen Jahren weitet sich schnell der Horizont. Ich hielt mit 16 den Kommunismus für mach- und wählbar, mit 18 schon nicht mehr. Mal sehen, was mir später im Alter noch so alles einfällt.

Ihr Gloss’n Hans