Der Gloss'n HANS MACHT SICH Gedanken

Maggi Fix für Sprachsoße

Sie wer’n lachen, aber es gibt Wörter und Begriffe, die sind wie Türgriffe, an denen man mit dem Ärmel hängenbleibt. Ärgerliche kurze Ausrufezeichen im Alltag und Stolpersteine in Gedankengängen, auf die man auch gerne verzichten könnte.

Das fängt an bei persönlichen Kleinigkeiten wie dem automatischen Eintrag „St. Martin“ im elektronischen Kalender für Smartphone und Computer. Seit Jahren erschrecke ich darob, weil ich kurz meine, ich hätte einen wichtigen Termin im Zusammenhang mit Igensdorfs Partnergemeinde vergessen. Dann ist es aber nur der jährliche Martinstag am 11.11.

Hängen bleibe ich auch regelmäßig bei Nachrichten, in denen X vorkommt, also vormals Twitter. Das „vormals Twitter“ wird immer ergänzt, seit der Mikroblogging-Dienst vom Musks Elon umbenannt wurde. Und dann muss ich immer denken „Aus Raider wird Twix“. Der Schokoriegel hieß früher im deutschen Markt Raider, wurde 1991 international einheitlich in Twix umbenannt und tauchte 2023 wieder als Raider auf – alles mit penetrantem Werbebrimborium.

Dass gutes Essen heute nur noch „lecker“ heißt, haben schon namhafte Kollegen bedauert. Wohlschmeckend, köstlich, fein, appetitlich, vorzüglich, delikat und andere schöne Adjektive wurden ohne Not geopfert und vergessen durch das sprachliche Allerwelts-Armutszeugnis „lecker“.

Ein zunehmend wucherndes Wort in der Sprache ist aktuell der „Sprech“. Der Duden listet ihn noch nicht, das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache DWDS schon. Auffällig ist er in der Presse als „AfD-Sprech“ für Äußerungen konservativer Demokraten, denen man damit radikal rechtes Gedankengut andichten will. Der „Sprech“ ist in der politischen Sprache das Gleiche wie „lecker“ in der kulinarischen: Vereinfachendes billiges Allzweckwürzmittel.
Ihr Gloss’n Hans