Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken

Let’s talk about Speck

Sie wer’n lachen, aber mein persönliches Verhältnis zu Speck ist zwiegespalten. Eigentlich sogar eine Art Dreiecksbeziehung.
1. Der Bauchspeck an der eigenen Körpermitte ist äußerst unerwünscht – gegen ihn unternimmt man, was man kann. 2. Der Bauchspeck in der Metzgerei-Kühltheke dagegen ist oft sehr willkommen, weil er vielen Gerichten ein herzhaft würziges Aroma verleihen kann. 3. Leider begünstigt der Genuss des Zweiten die Entstehung und Vermehrung des Ersten.
Aber darf man durchwachsenen, leicht gepökelten, geräucherten Bauchspeck vom Schwein deswegen nicht mehr so nennen? Und muss plötzlich „Bacon“ dazu sagen? Holy Shit!
Nun bin ich selber anfällig dafür, englische Begriffe in den deutschen Sprachgebrauch einsickern zu lassen. Bei vielen Dingen ist die englische Bezeichung einfach die treffendste. Nicht zuletzt dann, wenn sie nicht nur das Benannte beschreibt, sondern nebenbei auch die weltläufige Selbsteinschätzung des Sprechenden. Das war schon in früheren Jahrhunderten so, mal mit Lateinisch, mal mit Französisch, heute eben mit Englisch. So what? Who cares?
Allerdings bestand schon immer die Gefahr, dass man sich mit allzu gestelzter Selbstdarstellung auch lächerlich machen kann. Der Grat ist schmal, die Grenzen sind fließend. Für meinen Geschmack verlaufen sie dort, wo Grilltippgeber und Packungstexter, die offensichtlich so kosmopolitisch und allgemeingebildet sind wie ein Kloß mit Soß oder eine Stadtwurst mit Musik, nicht mehr Speck sagen können – sondern nur noch vom Bacon schwadronieren.
Ich nehme ja auch gerne Dressing statt Salatsoße, von mir aus soll jeder einen Smoker kaufen statt eines Räucherofens und den Cole Slaw besser finden als Krautsalat. Aber Hände weg von meinem Bauchspeck!

Ihr Gloss’n Hans