Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Kulturelles Klima
Sie wer’n lachen, aber die ständig beklagte neue „Spaltung der Gesellschaft“ kommt mir gar nicht so neu vor. Irgendwie war es doch schon immer so: Die einen wollen dies, die anderen jenes. Oder aktuell: Die einen wollen die Welt retten, die anderen erstmal für sich ein möglichst schönes Leben.
Besonders deutlich wird das in der Berichterstattung über öffentliche Plätze in großen Städten. Dort fordern tagsüber Demonstranten radikales Umdenken, wenn‘s abend wird, kommt das Partyvolk und fordert radikales Feiern. Abgesehen von ein paar Schauspielern und Schriftstellern scheint sich die Sorge vor einer katastrophalen Zukunft aber in der Musik noch weniger wiederzuspiegeln, als vor Jahrzehnten. Im m Radio geht‘s um Fun und Love, das Düstere bleibt in der Nische.
Daher hier mal ein ernst gemeinter Tipp für alle, die ihre Zukunftssorgen auch musikalisch und emotional in Moll einbetten möchten. 1969 (lange vor meiner Zeit) erschien das Album „In the Court of the Crimson King“ der Band „King Crimson“, die als prägender Vorreiter des Progressive Rock gilt. Selten wurden düstere Zukunftsvisionen, der Konflikt um Moral und Wissen so eindringlich und bombastisch in Musik umgesetzt wie in dem Stück „Epitaph“ (Grabinschrift). „Das Schicksal der ganzen Menschheit ist in den Händen von Narren“, singt Greg Lake (später Emerson, Lake & Palmer sowie Asia). Mit virtuos zukunftsweisendem Gitarrengetüftel von Robert Fripp und ungeheuer kreativer Schwerarbeit von Drummer Michael Giles und Kollegen wird daraus eine Hymne in E-Moll.
Und als hätten sie‘s damals schon gewusst, veröffentlichten Robert Fripp und Peter Gabriel (Ex-Genesis) 1977 sowie 1979 die düster-lyrische Ballade „Here Comes the Flood“ (Jetzt kommt die Flut). Irgendwie unheimlich – aber unheimlich schöne Musik.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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