Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Kreiselkunst mit Milchtüten?
Sie wer’n lachen, aber "Kunst am Bau" finde ich gut. Wenn die öffentliche Hand bei Bauten zusätzlich in dafür geschaffene Kunstwerke investiert, schafft das kulturellen Mehrwert und gibt Denkanstöße.
Ob es staatliche Förderung auch für Kunst im Kreisverkehr gibt, weiß ich nicht, aber man sieht im Aus- und Inland immer mehr Kreiselkunst. Ein umstrittenes Beispiel ist das kreisrunde Zitat des Dichters Ludwig Tieck bei Forchheim: „Die ganze Natur ist dem Menschen, wenn er poetisch gestimmt ist, nur ein Spiegel, worin er nichts als sich selbst wiederfindet.“
In Eckental gibt es bisher noch keine offizielle Kreiselkunst. Was aber seit längerer Zeit ins Auge fällt, ist das Werk eines „Freischaffenden“, der den B2-Kreisverkehr zwischen Eschenau und Forth mit Müll dekoriert. Der Schöpfer (oder die Schöpferin oder gar eine Gruppe?) arbeitet nicht mit Farbe oder Fresko, nicht in Stein, Stahl oder Holz, sondern mit dem „Gelben Sack“. Die „Skulptur“ ist nicht von Hand geschaffen, sondern offensichtlich durchs Autofenster.
Die berühmte „Fettecke“ und die „Badewanne“ waren anerkannte Kunstwerke von Joseph Beuys, deren Entfernung einst zu hohem Schadensersatz führte. Hier ist es andersrum: Da haben Ehrenamtliche zugepackt, deren Arbeit man dem Verursacher in Rechnung stellen müsste. Für die Reinigung ist an der B2 die staatliche Straßenmeisterei zuständig, deren Mitarbeiter – wie auch die des gemeindlichen Bauhofs – Wichtigeres zu tun haben, als das kranke Werk eines Gestörten zu beseitigen.
Der schmale Grat zwischen „Genie und Wahnsinn“, von dem man bei großen Künstlern spricht, ist im Falle dieses Dilettanten einer zwischen Dummheit und krimineller Schadenfreude. Was der arme Mensch wohl wiederfindet, wenn er die Natur als Spiegel seiner selbst erblickt?
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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