Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Gulasch-Kanon
Sie wer’n lachen, aber um den Regenbogen komm ich nicht drum rum. Oder umhin, je nach Sprachniveau. Die Gesellschaft spaltet sich ja nicht nur in arm und reich, sondern auch in bildungsnah und bildungsfern. Und laut und leise.
Die berechtigte Forderung nach Akzeptanz und Toleranz für „andere“ geschlechtliche Orientierungen und Identitäten ist ja ziemlich laut geworden seit dem EM-Spiel gegen Ungarn.
Man wollte das Stadion in Regenbogenfarben illuminieren, durfte aber nicht. Was mich nicht wundert, denn die UEFA als Hausherrin will bei den Spielen in Budapest mit ungarischen Stellen zusammenarbeiten. Aktionen gegen gewählte Regierungen sind da nicht hilfreich, selbst wenn viele (auch ich) ein umstrittenes ungarisches Gesetz für falsch halten. Wobei ich zugeben muss, dass ich dieses nur ungenau aus kritischer Berichterstattung kenne.
Plötzlich springen alle, die in irgendwelchen Medien zu Wort oder ins Bild kommen, auf den bunten Meinungszug auf und rollen auf dem Trittbrett gegen ein gemeinsames Feindbild namens Orban an. Ich fürchte, dass hinter der kollektiven medialen Begeisterung für Regenbogen, die jetzt auf der Welle der traditionellen Fußballbegeisterung reitet, nicht der erhoffte, breite gesellschaftliche Kanon steht. Vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass die Schwierigkeiten mit Toleranz gegenüber Fremdem bisher gerade in Stadien Ausdruck finden. Ob es auf Dauer der guten Sache dient, wenn ein großer, leiser Teil der Gesellschaft nicht überzeugt, sondern vor allem übertönt wird?
Nun soll also der Fußballsport die Ächtung der ungarischen Politik transportieren. Was kommt als nächstes? Darf ich noch guten Gewissens Gulasch genießen (womöglich mit Rindfleisch), oder taumelt dann ein Gleitschirmaktiviät auf meinen Esstisch?
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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