Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken

Grill-Fritteuse-Balance

Sie wer’n lachen, aber in diesen Tagen fallen wir in ein saisonales Bratwurstloch. Von Mai bis Oktober nährt die Bratwurst das Feiervolk auf Sonnwendfeiern, Kirchweihen und anderen Festen. Bald im Advent wird wieder drauflosgebraten. Nur jetzt im November – und dann wieder in der Faschings- und Bundestagswahlzeit – hat die Bratwurstlust Pause.

In der Tageszeitung wurde neulich eine 90-jährige Jubilarin zitiert mit ihrer Erklärung für ihre Vitalität: Beim Essen achte sie auf eine gesunde Ernährung und bevorzuge Schnitzel, Schäuferle mit Kloß und Sauerkraut – und Bratwurst! Gerade weil Ernährungsfritzen mit ihren Rat zur Obst- und Gemüseküche Recht haben, liest sich so ein Ausreißer erfrischend. Und immerhin gesteht uns die Wissenschaft mit der neuen „Nordischen Ernährung” als Schwester der mediterranen noch etwas Wild zu. Und auch ein bisschen Fisch.

Natürlich nicht den Tomatenfisch, der seit Generationen aus der Konservendose den unzügelbaren Heißhunger stillt. Die Heringsfilets in süßwürziger Soße sind unverwechselbar, aber das Gegenteil kulinarischen Ambition. Der moderne Tomatenfisch kommt aus der Aquaponik. Das ist die Zucht von Barschen oder Welsen in Kombination mit Tomatenanbau in Fabrikhallen.

Aus echten Teichen kommt nach wie vor unser fränkischer Karpfen. Jetzt in der Bratwurstpause hat er Hochsaison. Neulich durfte ich einen Blick in eine beeindruckende Großfritteuse werfen. Wenn die knusprig gebackenen Delikatessen abgetropft sind, bleibt jede Menge Fett zurück. Das wird sorgfältig gesammelt und als wertvoller Energieträger zu klimaschonenden Bio-Kraftstoffen verarbeitet. Mit einem derart beruhigten Gewissen schmeckt der Flossenträger gleich noch besser. Meinen Apfel und den Wintersalat kann ich anderntags immer noch essen. Guten Appetit,

Ihr Gloss’n Hans