Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Gelernt ist gelernt

Sie wer’n lachen, aber vor Leuten, die ihr Handwerk verstehen, habe ich große Achtung. Drum wundert mich die Begeisterung und die Häufigkeit, mit der sich Berichterstatter auf Hobbybrauer stürzen.

Sobald irgendwo jemand in der Badewanne oder in anderen Bottichen Bier-ähnliches zusammenbraut, ist ihm große Aufmerksamkeit gewiss. Ausführlich wird berichtet, in welchen Büchern und Internetforen man sich das Halbwissen angelesen hat. Leider allzu oft mit dem hämischen Hinweis, dass es bei den Produkten aus den Braustätten der Profis irgendwelche Defizite auszugleichen gäbe.

Da muss ich als bekennender Bierliebhaber schon mal dagegenhalten. Es gibt vermutlich nirgendwo auf der Welt so viele, so kleine und so gute handwerkliche Brauereien wie bei uns in Franken. Die dort Tätigen haben ihr Handwerk gelernt und bieten eine berauschende Vielfalt, so dass man sich endlos durch die Köstlichkeiten degustieren könnte.

Das ist aber jetzt keine Kritik an den Herpersdorfer Festorganisatoren, die zum Tausendjährigen die Welt um ein Herpersdorfer Hell bereichert haben. Eine schöne Idee, geschmackvoll umgesetzt mithilfe gestandener Brau-Profis. Ich will vielmehr gegen den Anschein anschreiben, jeder Hanswurst könnte daheim besser, was andere anständig gelernt haben.

Ich gehe gerne über Brücken, aber eher ungern über (und unter) solche, die Hobbybrückenbauer nach Youtube-Anleitungen errichtet haben. Im Fahrstuhl hoffe ich, das dieser nicht von Hobby-Elektrikern verdrahtet wurde. Beim Autofahren zähle ich darauf, dass in der Werkstatt keine Hobbymechaniker ausprobieren, wie sich Bremsen am besten wieder zusammenbauen lassen. Und mit Kunst und Kultur ist es im Grunde das Gleiche, nur dass es nicht jeder gleich sieht. Prost.

Ihr Gloss’n Hans