Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Füllhöhe technisch bedingt
Sie wer’n lachen, aber eigentlich wollte ich diese Woche die Spalte nur zur Hälfte füllen. Weil mir wegen des Pfingstmontags das Wochenende fehlt, um mich in Ruhe von der Muse küssen zu lassen. Ich hätte dann von unten aufgefüllt, in halber Höhe obige Überschrift platziert und obendrüber leer gelassen. So wie in den Packungen mancher industrieller Lebensmittelhersteller.
Andererseits machen wir hier ja keine Frühstücksflocken, sondern Qualitätsjournalismus. Und Sie haben dieses Exemplar ausnahmsweise zwei Wochen auf dem Küchentisch, da sollten Sie sich schon an einer Blüte im Nachrichtengestrüpp erfreuen können.
Neulich lagen einer großen Wochenzeitung Wildblumen-Saaten bei, jeweils für „1 Quadratmeter für eine grünere Welt“. Eine halbe Million Tüten sollen auf diese Weise belesenen Akademikern in Großstädten nachhaltiges Gärtnern nahebringen. 500.000 Quadratmeter, also 50 Hektar oder 150 Tagwerk – soviel lassen richtig große Bauern schon aus Versehen als Blühflächen stehen. Das ist weniger als die 54 Hektar Acker- und Grünland, die in Deutschland täglich für Siedlungs- und Infrastrukturbau projekte ausgewiesen werden. Aber es geht bei dieser „Nachhaltigkeitsinitiative“ ja auch um den „Aufbau einer grünen Community“ und um „KI-unterstützte Citizen-Science“ und sowas.
„Eckental blüht auf“ heißt es auf den öffentlichen Flächen, die von der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe und dem Markt Eckental als Wildblumenwiesen angelegt wurden. Für Artenvielfalt und Insektenlebensräume wirkt das nur, wenn fast nie gemäht wird, höchstens ein- bis zweimal im Jahr. Wenn mancher meint, das sehe ungepflegt aus: Nein, das ist genau richtig so! Ein bisschen Wildwuchs ist gut fürs Auge und für die Seele. Mehr Natur wagen! Nehmen Sie es als Serviervorschlag.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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