DER GLOSS’N HANS MACHT SICH GEDANKEN
Der mit dem Zaunpfahl winkt
Sie wer’n lachen, aber neulich bin ich kritisiert worden, weil ich Namen oft fränkisch-falschrum schreib. Zum Beispiel „der Meiers Klaus“ statt wie im Schrift- und Hochdeutsch Klaus Meier. Sowas wirke bei Respektspersonen respektlos, hieß es. Ist es aber nicht. Diese Sprechweise hat nicht nur in unseren Dialekten Tradition. In dieser Kolumne ist sie eine Würdigung der Mundart und drückt gutgemeinte Zugewandtheit gegenüber den Benannten aus.
Bei der Benennung von Mitmenschen redet ja der Zeitgeist ein Wörtchen mit. Aus der Mami wurde die Mama, wenn die Kleinen groß werden, sagen sie oft lieber Mutter oder kosmopolitisch Mom. 1956 hieß es auf Plakaten „Samstags gehört Vati mir“, aus Vati wurde Papa und Vater (oder Fadder). Für die Tante auf den Höhen der Fränkischen Schweiz war der verstorbene Ehemann und Familienvater immer „unner Fooder“. Heute ist er der Dad, you know?
Bei den indigenen Völkern Amerikas gab es – wenn man Film, Fernsehen und Literatur glauben darf – sehr illustre Namen, sowohl in den eigenen Sprachen als auch in den Sprachen der europäischen Invasoren. Berühmt waren Sitting Bull oder Crazy Horse, das Internet kennt „Einer, der gähnt“ oder auch „Der sich zum Sprung duckende Berglöwe“. In einem Kinofilm wurde ein Weißer von Ureinwohnern „Der mit dem Wolf tanzt“ benannt. Ich finde sowas hilfreich und auch bei uns ausbaufähig.
Wenn „Der nie die Spülmaschine ausräumt“ morgens ins Büro fährt, begegnet ihm im Kreisverkehr „Der nicht blinkt“. Tagsüber sieht er, wie „Die immer ihr wochenblatt liest“ dem weiterhilft, „Der keinen Plan hat“. Abends kommt er ins Gespräch mit „Die viel und schnell redet“ und sieht im Fernsehen „Der den Elfmeter verwandelt“.
„Der immer so einen Schmarrn schreibt“ wünscht Ihnen eine schöne Woche –
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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