Genau hingeschaut
Der Apollofalter – Ein fränkischer Heimkehrer
Der Apollofalter (Parnassius apollo) ist der einzige deutsche Tagfalter, der dem internationalen Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegt. Was macht ihn so besonders? Nicht nur seine Lebensweise, auch seine Geschichte ist bemerkenswert. Der Apollofalter kennt in Bayern nur zwei Lebensräume. Einer davon liegt in der Fränkischen Schweiz, oder schlicht in der „Fränggischn“, wie sie von ihren Bewohnern herzlich genannt wird.
Das Besondere am Apollofalter ist seine Wiederkehr nach jahrzehntelanger Abwesenheit. Mitte der Sechziger wurde er für ausgestorben erklärt. Die heutige Bezeichnung „verschollen“ trifft besser zu, weil erkannt wurde, dass sich viele Arten neu etablieren, nachdem ihr ursprünglicher Lebensraum wiederhergestellt worden war. Dies gilt auch für den Apollofalter – und das kam so:
Die Raupen ernähren sich ausschließlich von der Weißen Fetthenne (Sedum album). Diese Pflanze braucht sonnige, warme, kahle Felslandschaften, wie sie bis in die fünfziger Jahre das Bild der „Fränggischn“ prägten. Die Landschaft wurde regelmäßig abgeholzt und von Schafen und Ziegen beweidet, was das Aufkommen anderer Pflanzenarten im Zaum hielt.
Die giftige Fetthenne wurde von den Tieren verschmäht. Dann änderten sich die Zeiten. Das Holz zum Verfeuern wurde durch Erdöl und das Bauholz durch Beton ersetzt. Moderne Stallhaltung löste die Hutweide ab. Demzufolge verbuschte die Landschaft und Bäume überragten die einst so stolz erscheinenden Felsen. Unter diesen Bedingungen konnte Sedum album nicht mehr existieren und verschwand - und mit ihm der Apollofalter. Jahrzehntelang hielt dieser Zustand an, bis sich Anfang der Achziger der Tourismus anklagend zu Wort meldete, weil es in der Fränkischen Schweiz keine Schweiz mehr gab. Landschaftspflegeverbände wurden auf den Plan gerufen und es entstand das ehrgeizige Projekt der „Felsfreilegung“.
Um die Aktion zu beschleunigen wurde an vielen Orten gleichzeitig eifrig gerodet und gefällt. Binnen weniger Jahre schmückten wieder kahle Felsen in altgewohnter Pracht strahlend die Täler der „Fränggischn“. Als hätte sie nur darauf gewartet, besiedelte die Fetthenne mit ihren weithin weiß leuchtenden Blüten die steilen, sonnenüberfluteten Abhänge. Den häufig noch unerforschten Gesetzen der Natur folgend, hielt bald darauf der Apollofalter Einzug in seine ursprüngliche Heimat. Woher er kam? Diese Frage wurde unter den Experten lange Zeit diskutiert. Aktuell wird vermutet, dass sogenannte „Wanderweibchen“ auf der Suche nach Habitaten lange Strecken zurücklegen.
Der Apollo fliegt von Juni bis August. Arttypisch für seinen taumeligen Flugstil sind auffallend lange Segelstrecken. Als Nektarspender werden vorzugsweise blaue Korbblütler wie Disteln oder Skabiosen aufgesucht. Die Weibchen kleben relativ große Eier an oder in die Nähe der Futterpflanze. Die nach kurzer Zeit fertig entwickelten Räupchen überwintern im Ei. Den hierfür erforderlichen Frostschutz nahmen sie mit ihrer Futterpflanze auf.
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen, oft bereits Anfang März, schlüpfen die 2-3 mm kleinen Eiräupchen. Nach der ersten Häutung trägt die dann ca. 2 cm lange Raupe erste Anzeichen der nach der zweiten Häutung endgültigen schwarz-gelben Färbung. Im April und Mai erfolgt die Verpuppung in einem lockeren Gespinst, meist unter losem Gestein. Weil sich die Raupen sehr ungleich entwickeln und die Puppenruhe unterschiedlich lange anhält, fliegen die Falter, deren Lebensdauer nur zwei bis drei Wochen beträgt, bis Ende August. Die Population im Kleinziegenfelder Tal hält sich, dank aufwändiger landschaftspflegerischer Maßnahmen, von kleineren Schwankungen abgesehen, seit Jahren stabil.
Autor:Walter Hufnagel aus Eckental |
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