DER GLOSS’N HANS MACHT SICH GEDANKEN
Dabeisein ist alles
Sie wer’n lachen, aber der Stolz auf das „Wir“ ist anfällig für Kratzer. Jetzt in den großen Ferien haben wir wieder Gelegenheit, den Ruf der Deutschen in der Welt zu retten – oder zu ruinieren. Einen Image-Aufschwung wie bei der Fußball-WM 2006 hatte man sich ja von der EM vor einigen Wochen erhofft. Vergeblich, wie ein Beitrag in der New York Times zeigte: „Deutsche Qualitäten“ wie Effizienz, Verlässlichkeit und Zweckmäßigkeit habe man vermisst, insbesondere mit Blick auf die Bahn. Daran musste ich denken, als man mir von dem Chaos erzählte, das fünf Australier mit ihrem Auftritt auf dem Nürnberger Zeppelinfeld auslösten. Die Anreise aus dem wochenblatt-Land klappte vorbildlich nachhaltig mit dem ÖPNV. Nachdem AC/DC Feierabend gemacht hatten, stolperten 80.000 Konzertbesucher über unbeschriftete dunkle Wege zu den heillos verstopften Verkehrsadern. Überfüllte Haltestellen, Straßenbahnen, Straßen und Busse sowie ein von der eigenen Sicherheits-Hightech lahmgelegter Linienbus, aus dem man nach 20 Minuten Stillstand wieder ausstieg, sorgten dafür, dass man sich lange nach Betriebsende der Gräfenbergbahn mit dem Auto abholen ließ. Vielleicht ist so ein Konzert gleichzeitig mit dem Bardentreffen zu viel für die Frankenmetropole.
In Paris wurde am Abend vorher eine pompöse Eröffnung der Olympischen Spiele gefeiert, zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Man sah unter anderem aus der Seine Statuen auftauchen, die bedeutende Frauen darstellten, für die bedauerlicherweise nirgendwo Denkmäler stehen. Wer die Damen waren, wurde in sechs Sprachen eingeblendet: Französisch, Englisch, Chinesisch, Spanisch sowie schätzungsweise Indisch und Arabisch. Kein Wort auf Deutsch. Macht aber nix, die Anderssprachigen sind halt einfach mehr. Trotzdem klappt‘s mit dem Nachbarn.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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