Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Country Roads

Sie wer’n lachen, aber Straßen haben mich schon immer irgendwie fasziniert. Als Lebensadern der Zivilisation verbinden sie, verheißen Freiheit, Fortkommen, Heimkommen. Fast alle Lebensmittel gelangen vom Feldweg über Straßen zur Verarbeitung und in den Handel, bevor sie wieder über Straßen in die Haushalte kommen.

Straßen können aber auch laut, störend, belastend oder gar gefährlich sein, vor allem für die Anwohner. Jahrhundertelang baute man sie aus, um Lebensverhältnisse zu verbessern. Wir haben uns daran gewöhnt, über befestigte Wege von jeder Tür zu jeder anderen Tür fahren zu können. Jetzt schwingt das Pendel des Anspruchs in die andere Richtung: Man sorgt sich um die Aufenthaltsqualität, will mitunter lieber flanieren als transportieren.

Manche Straßen sind Berühmtheiten: Die Via Appia galt als wichtigste Handelsroute des Römischen Reiches und "Königin der Straßen". Die Route 66 lockte als "Mother Road" oder "Main Street of America" mit grenzenloser Freiheit in den wilden Westen der USA. Die "National Road" erschließt den wilden Osten der Insel Kreta. Die schwindelerregende und abenteuerliche "Strada della Forra" ersetzt erst seit 1913 einen steilen Fußweg als einzige direkte Verbindung zwischen der Tremosine-Hochebene und dem direkt darunter liegenden Gardasee.

Und die B2 durchzieht und prägt unser wochenblatt-Land. Sie führt als längste und eine der ältesten Bundesstraßen Deutschlands über 845 Kilometer von der polnischen bis zur österreichischen Grenze – und mitten durch Forth und Igensdorf. Es sei denn, sie ist wegen Bauarbeiten wochenlang gesperrt.Mit so einer Straße ist es wie mit Frieden, Freiheit, Gesundheit oder intakter Natur: Man lernt sie besonders zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Ich wünsche gute Fahrt und viel Geduld.

Ihr Gloss’n Hans