Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Bürginumbürger

Sie wer’n lachen, aber es gibt ein Thema, das vielen Kolumnisten auf der Zunge liegt (oder auf der Tastatur), aber ungefähr so vielversprechend ist, wie in einem Hornissennest nach der Königin zu stochern. Es geht ums Gendern in Texten.

Umfragen zufolge ist aktuell eine Mehrheit der Menschen dagegen. Anscheinend nicht nur (und bei weitem nicht alle!) Männer, sondern auch Frauen. Es geht mir aber nicht darum, ob es „nervt“, wenn man über Genderformulierungen stolpert. Manche werden sagen, dieses Stolpern sei ja der Sinn der Sache. Auch die Straßenverkehrsordnung kennt Regeln, die nerven, aber man hat sich damit arrangiert.

Um dem weiblichen Geschlecht in Texten Präsenz zu verleihen, wird gerne mit mehr oder weniger sprachlicher Gewalt alles Mögliche ausprobiert, um lästige Doppelnennungen wie „Bürgerinnen und Bürger“ zu umgehen, oft mit Schreibweisen und Satzzeichen, die allen Rechtschreibregeln widersprechen. Bis hin zu Stilblüten, wie aus Mitgliedern (Achtung: Neutrum!) MitgliederInnen zu machen. Da stellt sich schon die Frage, wie weit man auf geltende Regeln pfeifen sollte, um auf etwas aufmerksam zu machen.

Ohne Konrad Duden und die einheitliche deutsche Rechtschreibung könnten wir wieder so schreiben wie der Minnesänger Walther von der Vogelweide vor 800 Jahren: „Herzeliebez vrouwelin“. Ohne Straßenverkehrsordnung könnten wir Rechts- und Linksverkehr ausprobieren und mal schauen, was sich durchsetzt. Oder aber wir ringen mühsam um Regeln.

Ich finde, das generische Maskulinum hat seinen Zweck ganz gut erfüllt. Wenn eine Gesellschaft es opfern und den Zweck neu definieren will, braucht man tauglichen Ersatz. Oder man nuschelt wie der vielleicht künftige Kanzler „Bürgerinnen und Bürger“ zusammen zu „Bürginumbürger“.

Ihr Gloss’n Hans

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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