Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Bekannte Gesichter
Sie wer’n lachen, aber früher war alles irgendwie persönlicher, zumindest in der Werbung. Da kam noch der Herr Kaiser ins Haus, um die Menschen von der richtigen Versicherung zu überzeugen. Bei mir war er zwar nie persönlich, aber im Fernseher, 37 Jahre lang.
Vor „herkömmlichen Waschmitteln“ warnte uns die burschikose Klementine. Sie erklärte bis 1996, wie man nicht nur sauber, sondern (porentief) rein wäscht. Die gute Tilly wusste 26 Jahre lang, wie gut Geschirrspülmittel für die Hände sein kann, denn „Sie baden gerade Ihre Hände darin“.
Seit 1985 bis heute fährt Käpt‘n Iglo mit weißem Bart und wettergegerbtem Gesicht hinaus, um auf den Weltmeeren tiefgefrorene Fischstäbchen zu fangen und Frau Antje bringt Käse aus Holland, obwohl es hier genug Käse gibt.
Und jetzt kommt‘s: Die waren gar nicht echt – das waren alles nur Schauspieler! Bis auf Onkel Dittmeyer, der aus dem Orangenhain über Fruchtsäfte belehrte und Claus Hipp, der für Babynahrung mit seinem Namen steht.
„Nur“ gezeichnet war dagegen Meister Proper, der so sauber putzte, „dass man sich drin spiegeln kann“. Der gutmütige Muskelprotz mit Glatze und Ohrring wurde gestaltet von Fritz Siebel, einem Grafiker und Designer aus Wien, der 1936 wegen jüdischer Herkunft nach New York emigrierte.
Nun setzt sich der alte Uncle Ben zur Ruhe, ab 2021 heißt die Marke „Ben‘s Original“, weil die Darstellung eines afroamerikanischen Mannes an die Sklaverei erinnert. Stimmt ja auch, ich musste immer an den Roman „Onkel Toms Hütte“ denken. Dabei kommt der Parboiled-Reis gar nicht aus Kentucky, sondern aus aller Welt.
Man kann an den Werbe-Ikonen kritisieren, dass sie von Großkonzernen geschaffen wurden. Aber immerhin sprachen sie nicht immer nur von „billiger um jeden Preis“, sondern von Qualität.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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