Der Glossn Hans macht sich Gedanken

... Juni, Juli, August, Advent

Sie wer’n lachen, aber so wie‘s aussieht, fällt der Herbst aus. Mitten im August haben wir uns in der letzten Ausgabe – in der ich sogar ein Gast-Editorial auf Seite 3 beitragen durfte – mit Mariä Himmelfahrt befasst, dem Feiertag und Wendepunkt des Sommers.
Nun hat ein aufmerksamer Leser den Beitrag kommentiert: „Auch mitten im August: Weihnachtsartikel im Einzelhandel… Herbst gibts nimma… gleich nach dem 31.08. gibts den ersten Advent.“ Und tatsächlich: Mir wurden schon vor Wochen Fotos von Supermarktregalen zugespielt, in denen Lebkuchen und „feine Weihnachtsspezialitäten“ angepriesen waren.
Jetzt könnte man auf den Einzelhandel einschlagen und fragen, was das soll. Zu Ende gedacht müssen wir Verbraucher uns aber ebenso an die eigene Nase fassen und feststellen:
Warum stellen Händler jetzt sowas ins Regal? Die Antwort ist einfach: Weil’s gekauft wird.
Warum wird in Mitteleuropa der Senf knapp? Weil er größtenteils aus Ländern importiert wird, die derzeit wenig liefern, hierzulande fast nur als Zwischenfrucht vorkommt und die Ernte aus der Ferne (manche sagen, wegen weniger Pflanzenschutzrestriktionen) bisher billiger zu haben war.
Warum sorgen sich hochwertige, regionale oder ökologische Lebensmittelanbieter kurz nach dem Corona-Boom um ausbleibende Kundschaft? Weil Verbraucher angesichts der Energiepreise drauf pfeifen und beim Essen sparen.
Warum setzt die Politik alle lauten (mal mehr, mal weniger sachgerechten) Forderungen nach schonenderem Wirtschaften nicht radikal um? Weil jemand das bezahlen (und sich mancher zurücknehmen) müsste und eine große Mehrheit täglich zeigt: Ich nicht!
Da passt vieles nicht zusammen. Ich mach mir jetzt einen Glühwein heiß, bevor die Osterhasen in den Regalen auftauchen.
Ihr Gloss’n Hans