Digitale Vorlesestunde für ALLE
WELTTAG DES BUCHES: Lesen ist schön, Vorlesen ist schöner, Zuhören und Erzählen ist am schönsten!
Liebe Senioren/Mitarbeiter im Seniorenzentrum Martha-Maria, alle Senioren, interessierte Leser und andere Junggebliebene,
am 23. April hätten wir, wie in jedem Jahr, auch im Seniorenzentrum Martha-Maria in Eckental-Forth den WELTTAG DES BUCHES miteinander gefeiert. Auch in diesem Jahr war wieder eine besondere Mitmach-Vorlesestunde mit Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle geplant, die seit vielen Jahren zu diesem Anlass als Gast-Vorleserin ins Seniorenzentrum kommt. Heuer ist das leider nicht möglich, aber vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, den Termin nachzuholen.
Menschen brauchen Menschen! Direkte soziale Kontakte, auch zwischen Jung und Alt, sind von großer Wichtigkeit für unser Wohlbefinden und unsere körperliche und seelische Gesundheit. Wir sind soziale Wesen, für die soziale Kontakte maßgeblich zur Zufriedenheit beitragen.
Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 v. Chr. bis 322 v. Chr., hat gesagt: "Reich sind nur die Zufriedenen". Wir wollen und werden den Kontakt zueinander in der Zeit der Corona-bedingten Kontaktsperre nicht verlieren, auch um den lebenslangen Prozess, ein zufriedener Mensch zu sein oder zu bleiben oder zu werden, nicht zu unterbrechen. Den Kontakt zueinander nicht zu verlieren, dazu dient, neben vielen anderen Angeboten, auch diese digitale Vorlesestunde.
Heute, zu unserer 3. Digitalen, dialogischen Vorlesestunde, möchte ich mit dem folgenden alten schwedischen Märchen eine Freude bereiten und auch anregen zum gemeinsamen Philosophieren und Nachdenken über mögliche Parallelen zum eigenen Leben oder über bereits vorhandene Erkenntnisse und Erfahrungen, die das Leben bisher mit sich gebracht hat.
Was ist das Leben?
An einem schönen Sommertag war um die Mittagszeit eine große Stille im Wald eingetreten. Die Vögel steckten ihre Köpfe unter die Flügel. Alles ruhte.
Auf einmal holte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte:
„Was ist eigentlich das Leben?“
Alle waren betroffen über diese schwierige Frage, wurden nachdenklich und überlegten.
Die Rose entfaltete gerade ihre Knospe und schob behutsam ein Blütenblatt nach dem anderen heraus. Sie sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung“.
Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Lustig flog er von einer Blüte zur anderen, naschte da und dort und sagte: „Das Leben ist bunt und voller Freude und Licht und Sonnenschein“.
(Bitte schauen Sie sich dazu das schöne, bunte Schmetterlingsbild an, das ein Mädchen in meiner Kindermalgruppe gemalt hat.)
Unten am Boden schleppte eine Ameise ihre Last, einen Strohhalm, der war zehnmal länger als sie selbst, und sie sagte: „Das Leben ist nichts als Mühe und harte Arbeit.“
Eine fleißige Biene flog von Blume zu Blume und meinte: „Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.“
Da steckte der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und sagte: „Das Leben ist ein Kampf im Dunkeln.“
Eine Regenwolke zog vorbei und es setzte ein feiner Regen ein, der sagte: „Das Leben besteht aus vielen Tränen.“ Dann zog die Regenwolke weiter zum Meer.
Im Meer brandeten die Wellen und warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und sie stöhnten: „Das Leben ist ein stetes Ringen um Freiheit.“
Ein Adler drehte majestätisch seine Kreise, er frohlockte: „Das Leben ist ein Streben nach oben.“
Nicht weit davon stand tief verwurzelt eine alte Weide, die hatten der Wind und der Sturm in vielen Jahren zur Seite gebogen. Sie sagte: „Das Leben ist ein sich Beugen unter eine höhere Macht.“
Ein Hase sprang vorüber, schlug seine Haken und rief: „Das Leben ist Veränderung, deren Richtung jeder wählen kann.“
Dann kam die Nacht.
Ein Uhu flog lautlos durch den Wald und krächzte: „Das Leben heißt: Die Gelegenheit nutzen, wenn die anderen noch schlafen!“
Und schließlich wurde es still im nächtlichen Wald. ……..
Im nahe gelegenen Städtchen ging ein junger Mann durch die menschenleeren Straßen nach Hause und sagte vor sich hin: „Das Leben ist die ständige Suche nach Liebe und Glück und Zufriedenheit. Aber es kommt nichts von allein. Man muss sich immer wieder selbst um das Gute und Schöne bemühen.“
Auf einmal zog die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf, ein neuer Tag begann und die Morgenröte sprach: „So wie ich, die Morgenröte, der Beginn des kommenden Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.“
Wir freuen uns über diese positive, ermutigende Botschaft und singen, unter den derzeitigen, dem Corona-Virus geschuldeten Einschränkungen jeder für sich:
DANKE für diesen guten Morgen, Danke für jeden neuen Tag, Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag.
DANKE für alle guten Freunde, Danke, o Herr, für jedermann. Danke, wenn auch dem größten Feinde ich verzeihen kann.
Besonders in dieser Zeit wollen, sollten und dürfen wir nicht den Humor verlieren. Wir können jetzt in dieser Corona-Krisenzeit keine Besuche bei unseren Mitmenschen machen, keine Feste feiern, keine fröhlichen und auch keine traurigen, wir dürfen nicht verreisen und vieles andere mehr ist zur Zeit nicht erlaubt. Aber wir können jetzt aus der Not eine Tugend machen und zum Beispiel die Natur in unserer unmittelbaren Nähe neu oder wieder entdecken und es genießen, spazieren zu gehen oder auch im Garten unsere Runden zu drehen und jeden neuen Tag zu entdecken, wie die Pflanzen wachsen, blühen, Blätter austreiben und in vollem Saft dastehen. Es tut ihnen sichtbar gut, dass wir jetzt etwas mehr Zeit haben zum Hegen und Pflegen und besonders das Gießen nicht vergessen. Auch die Haustiere genießen es, dass Herrchen und Frauchen, die zur Zeit notgedrungen im Homeoffice von zu Hause aus arbeiten und den ganzen Tag zu Hause sind, jetzt mehr Zeit haben zum Spielen, Kraulen und Spazierengehen.
Menschen brauchen Menschen! Wir brauchen soziale, zwischenmenschliche Kontakte, um gesund zu sein und zu bleiben, nicht nur aus der Ferne oder per Telefon oder auf Distanz mit einem Mindestabstand von zwei Metern und mit Gesichtsschutz. Hoffentlich ändern sich die Zeiten bald und wir können uns wieder gegenüberstehen und direkt in die Augen sehen und uns auch berühren, wenn wir das möchten, und Zeit im persönlichen Austausch miteinander verbringen.
In diesem Sinne singen wir, jeder für sich, entweder laut oder leise in Gedanken, eins unserer Abschiedslieder und denken an die Zeit, wo wir uns ohne Angst haben zu müssen beim Abschied die Hand geben oder in den Arm nehmen konnten:
Zum Abschied reich' ich dir die Hände und sage leis‘ auf Wiederseh'n, ...........
Liebe Bewohner/Mitarbeiter im Seniorenzentrum Martha-Maria, alle Senioren, interessierte Leser und andere Junggebliebene,
zum Abschluss unserer Vorlesestunden gebe ich immer noch ein Zitat aus einem Buch, ein Gedicht oder eine Anekdote mit auf den Weg. Heute möchte ich Sie mit einem Zitat aus einem der zauberhaften Märchen des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen erfreuen:
"Leben ist nicht genug!, sagte der Schmetterling. "Sonnenschein, Freiheit, Frieden, Liebe, Hoffnung ... und eine kleine Blume muss man auch haben!".
(Anmerkung: Ich habe mir erlaubt, die Begriffe "Frieden, Liebe, Hoffnung" von mir aus hinzuzufügen.)
Kommen Sie gut durch diese Zeit mit ihren harten Kontaktbeschränkungen, besonders hart gerade auch für die Menschen, egal ob Jung oder Alt, die persönliche Kontakte am nötigsten brauchen. Freuen wir uns auf die Zeit nach Corona, wo wir keine digitalen Vorlesestunden mehr veranstalten müssen und uns nach Lust und Laune und verfügbarer Zeit wieder persönlich begegnen können.
Bleiben Sie gesund!
Herzliche Grüße
Ihre/Eure Annegret Schildknecht/ehrenamtliche Mitarbeiterin Sozialbetreuung
Hinweis: Der obige Text wird im Seniorenzentrum Martha-Maria zum Lesen und Vorlesen verteilt.
>> Alle Beiträge zu meinen digitalen Vorlesestunden finden Sie hier.
Autor:Annegret Schildknecht aus Eckental |
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