Sirenen-System
Warnmittel mit Weckeffekt

Brauchen wir noch Warnsirenen wie hier in Pettensiedel auf dem Feuerwehrhaus? Zum Einsatz werden die Feuerwehrleute auch „still” per SMS oder App alarmiert. | Foto: Uwe Rahner
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  • Brauchen wir noch Warnsirenen wie hier in Pettensiedel auf dem Feuerwehrhaus? Zum Einsatz werden die Feuerwehrleute auch „still” per SMS oder App alarmiert.
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Nachdem das Tief „Bernd” vor allem in Pheinland-Pfalz und NRW mit schweren Sturzfluten mehr als 180 Todesopfer forderte und unzählige wirtschaftliche Existenzen vernichtete. Anschließend wurde schnell der Vorwurf laut, die Bevölkerung sei nicht rechtzeitig und ausreichend vor der nahenden Naturkatastrophe gewarnt worden.Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe stellte klar, dass die Warnung vor Unwettern vor Ort Sache der Bundesländer und der Katastrophenschutzbehörden auf Kreis- und Gemeindeebene ist.

Dazu stehen den Behörden auch die vom Bund betriebenen Warnmittel wie das Modulare Warnsystem (MoWaS) und die Warn-App NINA zur Verfügung. Das MoWaS gibt Warnmeldungen an Medien sowie digital und regional gezielt weitern an die Smartphone-Apps NINA, BIWAPP (Bürger Info und Warn APP), Katwarn sowie regionale Warn-Apps. An der Einführung der Technologie „Cell Broadcast” wird noch gearbeitet: Sie ermöglicht das Versenden von Warnungen an alle in einem bestimmten Netzabschnitt befindlichen Handys anonym, wobei dann die Authentifizierung des Absenders schwer nachvollziehbar ist. Voraussetzung für funktionierende digitale Warnung ist, dass die Empfänger über ein Handy verfügen und empfangsbereit sind – auch abends und nachts. Ausdrücklich als „Warnmittel mit Weckeffeckt” bezeichnet das BBK die Sirenen.

Vor 30 Jahren existierte deutschlandweit ein flächendeckendes, effizientes Sirenennetz mit regelmäßigen Probealarmen zum Kennen der Warntöne. Nach Ende das Kalten Krieges wurde das Sirenennetz vom Bund aufgegeben, der Erhalt und die Erneuerung wurde von den Kommunen unterschiedlich gehandhabt.

Bund und Land wollen das System wieder fördern

Nun soll ein Förderprogramm des Bundes in Höhe von knapp 90 Millionen Euro die Länder bei der Installation von Sirenen „an den richtigen Stellen“ unterstützen. Ende Juli hat das bayerische Kabinett den flächendeckenden Ausbau des Sirenenwarnnetzes in Bayern beschlossen. „Unser Ziel ist es, die Zahl der Sirenen in Bayern auf rund 26.000 zu verdoppeln” sagte Innenminister Joachim Herrmann. Die Abdeckung in den Kommunen sei leider sehr unterschiedlich. Auch wenn einige Städte eine vorbildliche Ausstattung vorweisen könnten, müsse andernorts erheblich nachgerüstet werden. „Insgesamt ist es wichtig, dass wir einen Mix unterschiedlicher Warnsysteme haben”. Beim bundesweiten Warntag am 10. September 2020 hat dieser Mix nicht gut funktioniert. Die Redaktion fragte in den wochenblatt-Kommunen nach, wie es mit dem örtlichen Sirenennetz aussieht und weitergeht.

Der Markt Igensdorf

…plant am Förderprogramm des BBK, an dem sich auch der Freistaat beteiligt, teilzunehmen. Im Marktgebiet gibt es 13 Sirenen, eine davon (in Affalterbach) wurde allerdings aktuell still gelegt. Mitteldorf, Oberrüsselbach und Letten haben keine eigene Sirene, genauso wie die kleineren Ortsteile wie Lettenmühle, Bremenhof oder Lindenmühle.„Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die Sirenen, die aktuell zu Alarmierung der Feuerwehren genutzt werden, auch wieder als Warn-Helfer in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.“, sagt Stefan Gebhardt, 2. Bürgermeister des Markt Igensdorf. Die Sirenen im Markt Igensdorf signalisieren derzeit nur Feuerwehreinsätze. Grundsätzlich wäre es aber möglich, auch den Katastrophen-Alarmton auszulösen, hierzu müssten die elektrischen Sirenen allerdings mit Zusatzmodulen ausgestattet werden.

„Der Markt Eckental

…hat sich bereits im Februar 2021, also noch vor der Flutkatastrophe mit diesem Thema auseinandergesetzt und beschlossen, sämtliche Sirenen im Markt Eckental überprüfen zu lassen.“ erklärt Felix Zosel, 2. Bürgermeister des Markt Eckental. Aktuell erfolgt eine Standortanalyse mit einer Fachfirma. 15 Sirenen gibt es im Gemeindegebiet Eckental, jeder Ortsteil verfügt über eine. Eine Katastrophenschutz-Alarmierung ist aber derzeit nur im Ortsteil Forth möglich.

In Heroldsberg

…können die Bürger über vier Sirenen (Feuerwehr Heroldsberg, Rathaus, Kleingeschaidt und Großgeschaidt) gewarnt werden. Die Sirenen sind auch für den Katstrophenschutz einsetzbar. „In meinen Augen ist es unerlässlich, im Katastrophenfall auch Sirenen einzusetzen, um die Bevölkerung zu warnen.“, betont Heroldsbergs Bürgermeister Jan König. „Es mag sein, dass man heutzutage große Teile der Bürgerinnen und Bürger mittels Warn-Apps erreichen und informieren kann, weil nahezu jeder ein Mobiltelefon besitzt. Allerdings müssen diese Apps dann auch im Fall der Fälle beim Nutzer installiert sein, diese funktionieren und das Handy auch auf Empfang gestellt sein. Die bundesweite Katastrophenübung im September 2020 hat ja gezeigt, dass in diesem Bereich noch viel im Argen liegt und die Benachrichtigung per App größtenteils eben nicht funktioniert hat. Auch hier wurden übrigens Sirenen zum Einsatz gebracht, die ihre Wirkung erzielt haben – im Gegensatz eben zu den Apps!“, erklärt der Bürgermeister weiter.
Sirenen würden in äußerst kurzer Zeit große Teile der Bevölkerung erreichen, weil sie weithin hörbar sind. Nicht umsonst wurde bis zum Beginn der 1990er Jahre auf dieses „Informationsmedium“ zurückgegriffen, um die Bevölkerung vor einer nahenden Bedrohung warnen zu können. Regelmäßige Übungen gingen damit einher, bei denen die unterschiedlichen Abfolgen von Warnsignalen geprobt und so den Menschen ins Gedächtnis gerufen wurden, erinnert sich König.
„Wenn man heutzutage wieder verstärkt auf Sirenen zurückgreifen möchte, könnte beispielsweise im Rahmen des Unterrichts an Schulen bereits den Kleinsten die Bedeutung der unterschiedlichen Warnsignale gelehrt werden. Darüber hinaus müssen auch die Erwachsenen wieder „geschult“ werden. In ländlichen Bereichen würden Sirenen heute noch immer eingesetzt, um bei größeren Feuerwehreinsätzen notwendige Einsatzkräfte nach zu alarmieren. Auch das funktioniert ausgezeichnet“. Auch wenn die Technik etwas antiquiert anzumuten scheint, so Jan König, erziele sie die maximale Wirkung: eine rechtzeitige und rasche Benachrichtigung über ein drohendes Unheil, was im Katastrophenfall Menschleben retten kann.

In Kalchreuth

…sind in allen drei Ortsteilen je ein Sirenenstandort in Betrieb, erklärt Bürgermeister Herbert Saft. An der Gaber- und Minderleinsmühle sowie in Stettenberg gibt es keine Sirenenalarmierung. Bei Stromausfall wäre derzeit ohnehin keine Alarmierung möglich: „Mit der Umrüstung unserer analogen Sirenen auf digitale Steuerung ist auch geplant zu untersuchen, was notwendig ist, auch bei Stromausfall Sirenenalarm zu gewährleisten.“Zur Warnung der Bevölkerung vor Überflutungen, Waldbränden und anderen akuten Gefahren ist es unerlässlich, sowohl Sirenen, Lautsprecher und auch Warn-Apps einzusetzen, so Daft. Bei Unfällen im Straßenverkehr würde auch eine„stille Alarmierung“ der Feuerwehren und Rettungskräfte per Funk oder Mobilfunk genügen.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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