29 Kerzen für die Opfer der Shoa
Pogrom-Gedenken in Forth
Fast 350 Jahre lang prägten jüdische Familie das Forther Dorfgeschehen als Nachbarn, (Vieh)händler und Gläubige. Vor 84 Jahren wurde dieses Miteinander von Christen und Juden durch die Gewalt der SA und die Plünderungen der vormaligen Nachbarn vollständig zerstört. Der „Nacht der Schade“, der Pogromnacht, wurde auch in diesem Jahr in Forth von der „Interessengruppe jüdische Geschichte“ gedacht. Es ist nach Angaben der beiden Veranstalter, Martina Switalski und Manfred Bachmayer, gar nicht so einfach immer wieder neue Formen des Gedenkens zu finden. Seit 2009 erinnert man mit Vorlesungen, Musik, Dokumentarfilmen und Theaterstücken an die Opfer der Shoa, die Häuser der Forther Ermordeten, den Nachkriegsprozess zur Pogromnacht 1950 und die Zusammenhänge der Rabbinatsgemeinschaft Medinat Oschpah mit Schnaittach, Hüttenbach und Ottensoos.
In diesem Jahr las Martina Switalski mit Jürgen und Martina Salzmann aus den Tagebüchern „Das denkende Herz der Baracke“ von Etty Hillesum in Begleitung der Kleszmerband Sheynhoven. Man wollte mit dieser Studentin aus Amsterdam im Jahre 1941 hinter die Fassade der damals Verfolgten schauen. Was dachte jemand, der täglich um sein Leben und seine Unversehrtheit fürchten musste? Etty ringt um ihre Schriftstellerei, Leidenschaft und Mitmenschlichkeit angesichts von Unmenschlichkeit, Grausamkeit und Vernichtung. Sie hat mit Humor, atemberaubender Ehrlichkeit und ungeheuerlicher Liebesfähigkeit ihre Gedanken seziert. Wie die Aufzeichnungen ihrer Geistesschwester Anne Frank haben Ettys Tagebücher die Deportation und ihre Ermordung in Auschwitz überlebt und sind ein berührendes Zeugnis von Menschenliebe und Gottessuche. Wenn Gott uns nicht mehr helfen kann, müssen wir ihm helfen. So einfach denkt Etty Hillesum.
Nach der Lesung im Gemeindehaus zogen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im stillen Zug zur Gedenkstele vor der Forther Hauptstraße 47, dem ehemaligen Schnaittachershaus, und zündeten für alle 29 aus Forth stammenden Opfer der Shoa als Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus Kerzen an.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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