Gymnasium Eckental
Party Peace statt Partypatriotismus

Nicht nur am Ball voll engagiert: Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse mit der Lehrermannschaft. | Foto: Privat
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  • Nicht nur am Ball voll engagiert: Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse mit der Lehrermannschaft.
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Ob an Außenspiegeln der Autos flatternd, aus Fenstern wehend, auf Gesichter gemalt, in der Werbung, auf T-Shirts, Hüten und sogar auf Getränkedosen – überall sieht man aktuell Deutschlandflaggen. Die Fußball-Europameisterschaft 2024 ist in vollem Gange, der Partypatriotismus erfasst das ganze Land. Dieser Stolz auf die Errungenschaften der „eigenen“ Fußballmannschaft kann jedoch schnell umschlagen.

Laut dem Sozialpsychologen Ulrich Wagner bergen solche „Identifikations-Events“ die Gefahr, Überlegenheitsgefühle zu entwickeln und sich abgrenzen zu wollen von anderen Nationen. Eine Umfrage des WDR vom Juni 2024 ergibt, dass rund einem Fünftel der Befragten der Migrationsanteil innerhalb der deutschen Nationalmannschaft zu hoch ist und wünscht sich mehr „weiße“ Nationalspieler (WDR-Umfrage - Rund ein Fünftel wünscht sich mehr Nationalspieler mit weißer Hautfarbe – 65 Prozent stimmen dem eher nicht oder überhaupt nicht zu - Presselounge - WDR). Diese Ereignisse bringen einen Sachverhalt ans Licht, dem offensichtlich zu wenig Beachtung geschenkt wird: Rassismus, Hass und Hetze sind leider immer noch ein allgegenwärtiges gesellschaftliches Problem, das keinen Bereich des sozialen Lebens, nicht mal den eigentlich so völkerverbindenden Sport, ausspart. Es ist ein klares Zeichen des Versagens unserer Gesellschaft, dass Menschen noch immer aufgrund ihrer Ethnie, ihrer Herkunft, ihres Aussehens, sexuellen Orientierung oder ihrer Religion diskriminiert, diffamiert oder angefeindet werden.

Um gegen dieses Versagen vorzugehen, veranstaltete das Gymnasium Eckental am vergangenen Freitag, 21. Juni, das traditionelle „Abispiel“. Dieses Fußballspiel der Abiturienten gegen ihre nun ehemaligen Lehrer findet jährlich unter dem Motto „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ statt.

Den Auftakt bildete ein Drohnenbild der gesamten Schulfamilie, die sich auf dem Sportplatz zu einem riesigen Peace-Zeichen formiert hatte. Des Weiteren wurde ein Graffiti gesprüht neben dem Volleyballplatz der Schule. Im Gespräch berichtet die Initiatorin Luisa Lutz über ihre Beweggründe und die Vorgehensweise. Das Motiv sind zwei Jungen: einer mit einem Spielzeugflugzeug, der andere unter einem Bombenflugzeug. Darüber die Frage „Und wo bist du geboren?“. Lutz hat das Thema sehr bedacht gewählt. Sie möchte damit betonen, wie stark der Geburtsort das Leben beeinflusst und gleichzeitig daran appellieren, dass die Schüler ihre Privilegien zu schätzen wissen sollten.

Bereits zu Beginn wird klar, dass das Spiel nicht nur mit der Botschaft, sondern auch sportlich überzeugt. So lagen die Abiturienten schon in der ersten Halbzeit 5:0 vorne. Während der Pause hatten alle Schüler die Möglichkeit, auf dem Banner der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu unterschreiben und so aktiv ihre Unterstützung für diese Werte zum Ausdruck zu bringen.

Das Abispiel-Team hat auch für das leibliche Wohl der Zuschauenden gesorgt. Es gab Bratwurstbrötchen (auch vegetarisch) und Getränke. Außerdem konnte man an einem Losspiel teilnehmen. Jegliche Spendeneinnahmen des Tages gehen an die Frederik-und-Luca Stiftung, die sich für ein gewaltfreies Miteinander bereits im Kindesalter einsetzt. Natürlich gewann die Mannschaft der Schüler mit einem eindeutigen 7:2.

Das Abi-Spiel war also auch in diesem Jahr eine in allen Bereichen von Erfolg gekrönte Veranstaltung, die allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben wird. Ein großer Dank geht an die Helfer im Hintergrund, ohne die dieses Spiel nicht hätte stattfinden können: dem Schiedsrichter Valentin Striebich (Ex-Schüler), Herrn Michl und dem Abispiel Team für die Organisation, der Technik-Crew unter der Leitung von Herrn Wißgott, den Gym-Eck Sanis, Herrn Herberger, der aus einem Dschungel eine bespielbare Wiese zauberte, Luisa Lutz für das viel aussagende Graffiti, Familie Beka aus Heroldsberg für das Streichen der Wand in Grau als Hintergrund für das Graffiti, Clara Vogt für das Drohnenfoto, Ella Weber für die eigens gestalteten Eckfahnen und schließlich Peter Höfler und dem 1. FC Kalchreuth für das professionelle Präparieren des Fußballfeldes.

Emilia Paetzold (Q12)
www.ful-stiftung.de

Nicht nur am Ball voll engagiert: Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse mit der Lehrermannschaft. | Foto: Privat
Anstelle von Partypatriotismus herrschte auf dem Sportplatz des Eckentaler Gymnasiums das Gefühl von Party Peace, wie dieses von Clara Vogt aufgenommene Drohnenfoto der Schulgemeinschaft symbolisiert. | Foto: Clara Vogt
Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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